Liebe und Tod, Untreue, Verbrechen und tödliche Rache. (DR) Die Lehrerin Ruta Tavori erzählt am Küchentisch der Historikerin Warda, die für eine Studie die Einwohner der Moschawa im Norden Israels interviewt, ihre Geschichte und die Geschichte ihrer Familie. Es geht zum einen um ihren Großvater Seev, der den Liebhaber seiner Frau und das Baby aus dieser Verbindung getötet hat. Es geht im zweiten Erzählstrang um ihren Mann Etan, der zwölf Jahre lang kein einziges Wort mit ihr spricht und in der Gärtnerei nur Steine schleppt, Säcke stapelt und Unkraut jätet, weil der Tod seines Sohnes Netta ihm die Seele geraubt hat. Eine "Männertour" in die Negev wollten der Vater und der sechsjährige Sohn unternehmen, sorgfältigst vorbereitet, sollten es ein paar gemeinsame Tage im Zelt werden. Doch durch den Biss einer Sandrasselotter stirbt das Kind binnen einer Viertelstunde in der Einsamkeit der Wüste. Die Erstarrung Etans löst sich erst, als er in einer archaischen Racheaktion die Mörder des Großvaters Seev zur Strecke bringt, genau am Ort des Verbrechens - unter dem Johannisbrotbaum in einem Wadi im Karmel. Der Erzählton ist durchdrungen von magischen Elementen und erinnert auch durch die oftmals grausame Wucht der Emotionen an die alten Märchen, wo das Schreien der Eichelhäher wie Babyweinen klingt und Mütter, die ihr Kind verloren haben, sich wie Bärinnen verhalten. - Ein starkes Stück Literatur aus Israel, das der besonderen Situation dieses kleinen Landes auf subtile Weise Rechnung trägt. Äußerst lesenswert!
Personen: Achlama, Ruth (Übers.) Shalev, Meir
Shalev, Meir:
Zwei Bärinnen : Roman / Meir Shalev. - Zürich : Diogenes-Verl., 2014. - 456 S. - Aus dem Hebr. von Ruth Achlama
ISBN 978-3-257-06911-2 fest geb. : ca. € 23,60
Gesellschaft-, Liebes- und Eheromane, Frauen und Familienromane - Signatur: DR.G Shal - Buch: Dichtung