Der Codex Gigas als fatales Dingsymbol des absolut Bösen. (DR) In der von vielen Machtkonflikten, religiösem Zwiespalt und sozialen Spannungen aufgeladenen Zeit kurz vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges in Prag gilt insbesondere religiösen Eiferern die Teufelsbibel als "Buch der Bücher", dem besondere dämonische Kraft zugeschrieben wird und für das man zu kämpfen und sogar zu sterben bereit ist. In der Fortsetzung des ersten Teils (vgl. bn 2/08, S. 349) wird der Codex Gigas nach seiner "Entführung" aus Prag in einem Benediktinerkloster im böhmischen Braunau aufbewahrt, bis das Kloster gebrandschatzt wird und die Mönche mit dem schrecklichen Buch fliehen müssen. Protagonistin der breit ausgestalteten Geschichte ist die engelschöne, immer in Weiß gekleidete Polyxena, Gattin des kaiserlichen Reichskanzlers Lobkowicz. Ihrer dämonischen Energie vollkommen verfallen ist Heinrich von Wallenstein, ebenfalls mit verführerischer Schönheit und Kraft ausgestattet. Er ist bereit zu morden, zu schänden und zu betrügen. Alexandra Khlesl liebt ihn und erkennt die furchtbare Täuschung erst beim großen Showdown auf der Burg Pernstein, wo fast alle wichtigen Figuren des ausladenden Romans aufeinandertreffen. Das erfolgreiche Konzept Dübells, verbürgt Historisches mit grausamen und edelmütigen Figuren à la Shakespeare zu kombinieren, geht auch diesmal wieder auf. Allerdings gerät ihm die Schilderung (insbesondere die von Gewalt und Sexualität) vielfach zu grell und schwülstig (wenn beispielsweise von "brüllend heißem Fieber" die Rede ist), was die erwünschte kathartische Wirkung eher mindert und manchmal schon in die Nähe der ungewollten Parodie rückt. Unterm Strich jedoch ein spannendes Zeitgemälde über das schicksalhafte Jahr 1618.

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Personen: Dübell, Richard