"Provozieren wollte ich nie. Wir wollten die Gesellschaft verändern." (PL) 1958 befremdete, schockierte und amüsierte sein Gedichtband "med ana schwoazzn dintn". Seither wird H. C. Artmann als Dialektdichter gerühmt, und dieses Etikett haftet ihm bis heute an, obwohl es nur auf einen winzigen Teil seiner Arbeiten zutrifft. Anfragen nach Interviews pflegte er abzulehnen: "Ich bin kein Selbstdarsteller. Sich vor Reportern und dem Fernsehen und alldem zu schützen, das ist doch nur Notwehr." Der Kulturjournalist Kurt Hoffmann brachte den Dichter dennoch dazu, seine Scheu zu überwinden. Artmann erzählt von seiner Desertion aus Hitlers Wehrmacht und dem Dolmetschen für die Besatzungsmächte, von seinen Frauen und Kindern, von Übersetzungen aus exotischen Sprachen, seinem Beitrag zur Humanic-Werbung und seinen Ehrungen bis hin zum "Dr. h. c. H. C.". Vor allem aber lässt er die Kulturszene im Nachkriegswien lebendig werden. Der angehende Poet entdeckte damals die internationale Avantgarde, begeisterte sich für Surrealismus und Expressionismus, für Jazz und Kabarett. Mit seinen Freunden veranstaltete er öffentliche "poetische acte", "macabre feste", "schwarze Messen" und "imaginäre hinrichtungen", die für Verkehrsstaus und Polizeieinsätze sorgten. Der vorliegende Band ist nicht nur das Destillat aus Hoffmanns Interviews, deren Niederschrift über 1000 Seiten umfasst, sondern auch versetzt mit Kostproben aus Artmanns Schaffen, Fotos, biographischen Daten, einem Dialektglossar und einem Nachruf von Klaus Reichert. Erstmals erschien er 2001, im Jahr nach dem Tod des Dichters. Zu dessen 100. Geburtstag neu aufgelegt, bietet er unterhaltsame Einblicke in das Leben und Werk eines großen Sprachmagiers.
Personen: Artmann, H. C.
Artmann, H. C.:
Ich bin Abenteurer und nicht Dichter : aus Gesprächen mit Kurt Hofmann ; mit zehn Porträts von H.C. Artmann / H. C. Artmann. - revidierte Ausgabe. - Wien : Amalthea, 2021. - 235 S. : Ill.
ISBN 978-3990501986 fest geb. : ca. € 25,00
Einzelbiographien - Signatur: B Artma - Buch