Fantasyroman mit interessanten Ansätzen, aber auch deutlichen Schwächen. (DR) Die Welsen leben unter schwierigsten Bedingungen am Rande der bekannten Welt, stets bedroht vom Hungertod und umgeben vom Aschenland, dem Überrest eines schrecklichen Krieges, den die Welsen verursacht haben und für den sie noch heute geächtet werden. Eines Tages nehmen die Undae, ein geheimnisvoller Orden von hohen Frauen, mit ihnen Kontakt auf. Die Undae stehen in enger Verbindung mit dem Wasser und sie haben beunruhigende Nachrichten: Etwas bringt die zwölf Quellen zum Versiegen. Da jede Quelle für eine menschliche Eigenschaft steht, droht die Menschheit im Chaos zu versinken. Drei Undae werden auf die Reise geschickt, um den Ereignissen auf den Grund zu gehen. Begleitet werden sie dabei von Offizieren und Soldaten der Welsen. Die Unda Reva, die auf dem Weg in den Norden ist, wird mit ihrem Konvoi von Wölfen überfallen. Nur Reva und der Offizier Felt überleben und das auch nur, weil ihnen der junge Babu und der mächtige Falke Juhut zu Hilfe kommen. Gemeinsam machen sie sich auf, die nördliche Quelle zu erreichen. Die in den Niederlanden lebende Autorin (E. L. steht für Ella Luisa) hat in ihrem Romandebüt einige interessante Szenarien entwickelt. Dass die Geschichte dennoch nie richtig in Schwung kommt, liegt wohl daran, dass ihre Protagonisten pausenlos damit beschäftigt sind, die eigenen Motivationen und Befindlichkeiten, aber auch die ihrer Freunde und Feinde zu hinterfragen. Was wohldosiert durchaus eine Bereicherung wäre, wirkt sich hier eher lähmend auf das Geschehen aus. Die gefühlte Hälfte des Romans besteht aus Sätzen wie: "Er verstärkte die Mauern seines Seelengebäudes mit der Erinnerung an Markens Freundschaft, Gerders Ergebenheit, Kersteds Ehrlichkeit - er baute sich selbst aus zu einer Festung, auf deren Wällen er seine Wache halten konnte." Die Protagonisten sind durchwegs Einzelgänger und vor allem mit der eigenen Nabelschau beschäftigt, sodass letztlich ihre Charaktere trotz der vielen Seiten recht farblos bleiben. Irgendwann hat die Autorin gelernt, dass kurze, knappe Sätze die Spannung erhöhen. Man hätte ihr auch sagen sollen, dass lange Absätze mit Wort- und Satzfetzen einfach zuviel des Guten sind; dieses übermäßige Zerhacken lässt vielmehr Szenen unscharf erscheinen und man muss sich anstrengen, nicht den Faden zu verlieren. "Zwölf Wasser" wird wohl vor allem LeserInnen mit einem Faible für bedeutungsschwere und scheinbar tiefgründig psychologische Sätze ansprechen.
Personen: Greiff, E. L.
Greiff, E. L.:
Zwölf Wasser : Buch 1: Zu den Anfängen / E. L. Greiff. - München : Deutscher Taschenbuch-Verl., 2012. - 601 S.
ISBN 978-3-423-24914-0 kart. : ca. € 17,40
Jugend / Erwachsene - Signatur: JE Gre - Buch