Die heiter-dramatische Geschichte eines Börsenkrachs. Gerhard Loibelsberger versteht es vorzüglich, die Atmosphäre Wiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebendig werden zu lassen. Der Gebrauch zahlreicher typisch wienerischer Begriffe, manche von ihnen bereits vergangen, schafft ein unverwechselbares Ambiente. Im vorliegenden Roman geht es um eine reiche und angesehene Banker-Familie. Während der Vater fleißig am Aufbau eines Bankenimperiums arbeitet, entpuppt sich der Sohn als Lebemann, den die Damenwelt weitaus mehr interessiert als seriöse Finanzgeschäfte. Der Autor schildert die komplizierten Manipulationen des Bankwesens verständlich, die sich in einem rechtlichen Grau-Bereich bewegten und schließlich rund um die Wiener Weltausstellung zu dem Börsenkrach im Mai 1873 führten. Die Hauptfigur verliert über Nacht sämtlichen Reichtum und landet als Landstreicher in den Wäldern rund um Wien. Nach einem Gefängnisaufenthalt ergreift der Gestrandete die Möglichkeit einer zweiten Karriere und wird Steuerberater eines führenden Unterweltbosses. Loibelsberger beschäftigt sich nicht nur mit brüchigen Freundschaften der reichen Klasse, die zerfallen, sobald sich Not einstellt, der Roman ist zugleich eine psychologische Studie, die die dunklen Abgründe des Menschseins auslotet. Er zeigt auch, dass zu schnelles wirtschaftliches Wachstum leicht zu einem Zusammenbruch führen kann. So spiegelt dieses meisterhaft beschriebene Wien des späten 19. Jahrhunderts unsere moderne Zeit.
Personen: Loibelsberger, Gerhard
DR.D
Loi
Loibelsberger, Gerhard:
Alles Geld der Welt : Ein Roman aus dem alten Wien / Gerhard Loibelsberger. - 2.Auflage. - Meßkirch : Gmeiner, 2020. - 346 Seiten
ISBN 978-3-8392-2686-5 Broschiert : ca. € 17,00
DR.D - Schöne Literatur