Plädoyer gegen die Verhüllung der Frau. Die Autorin führt die LeserInnen in die Welt konservativer Muslime. Sie selbst entstammt einer bosnischen Familie, die in Deutschland einwanderte. Der Vater liberal, die Mutter erzkonservativen Vorschriften hörig. Ramadani, heutige CDU-Politikerin und Mitbegründerin von FEMEN - Deutschland, schildert anschaulich die leidvollen Erfahrungen, die sie bereits als junges Mädchen mit dem Kopftuchgebot machen musste. Sie erklärt, dass das Tragen des Schleiers bzw. eines Kopftuchs und das Verhüllen des weiblichen Haars in vielen Fällen mit einem starken moralischen Zwang verbunden ist, den Familienangehörige auf Mädchen und Frauen ausüben. Dieser Zwang kann sogar mit körperlicher Gewalt ausgeübt werden. Wer sich dieser Kleidungsvorschrift widersetzt, wird als "Schlampe" oder mit noch vulgäreren Begriffen beschimpft. Die Autorin wendet sich vehement gegen die für sie falsche Toleranz, die einige Feministinnen und selbst ernannte demokratische Wertewächter dem Kopftuch entgegenbringen. Sie übersehen, und diese These wird in dem Buch anschaulich dargelegt und bewiesen, dass dieses Kleidungsstück untrennbar mit einer extrem patriarchalen, frauendiskriminierenden Einstellung verknüpft ist. In der Tat forderte der Emanzipationskampf muslimischer Frauen seit den frühen 1920er Jahren das Recht, ohne Kopfbedeckung auf der Straße gehen zu dürfen. Ramadani erläutert, dass Plädoyers für das islamische Kopftuch (das nicht dezidiert im Koran gefordert wird, wohl aber die "züchtige" Verhüllung der Frau) den Integrationsbemühungen fortschrittlicher Muslime in den Rücken fallen. Auf Grund der persönlichen Betroffenheit weist das Buch - wohl bewusst - polemische Stellen auf. Es ist dennoch lesenswert und vermittelt vielschichtige Einsichten in eine Gesellschaft, die vielen Bürgern unbekannt ist.
Personen: Ramadani, Zana
GS
Ram
Ramadani, Zana:
¬Die¬ verschleierte Gefahr : Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen / Zana Ramadani. - 3. Auflage. - Berlin [u.a.] : Europaverl., 2017. - 262 Seiten
ISBN 978-3-95890-077-6 Fest gebunden, € 25,70
GS - Sachbuch