Schinko, Barbara
Zimteis mit Honig Mit Illustrationen von Ulrike Möltgen
Kinder/Jugend Bellet

Moritz, genannt Motz, kennt sich im Einkaufszentrum gut aus; seine Eltern betreiben dort den Eissalon „Eiswelt“, in dem er immer wieder aushilft. Eines Tages fällt ihm ein Mädchen auf – nicht nur wegen seines roten Kleides, sondern vor allem wegen seines sonderbaren Verhaltens. Trotz Milas anfänglicher Distanziertheit freunden sich die beiden Kinder an und treffen einander regelmäßig im Einkaufszentrum. Moritz freut sich auf ihre Begegnungen und ist beunruhigt, wenn Mila einmal nicht auftaucht. Die Geschichten die das Mädchen, das – wie sich herausstellt – noch nie im Kino war, noch nie Marzipan gegessen und vielleicht einen Engel gesehen hat, über sich und ihre Familie erzählt, klingen etwas verbogen; Moritz fühlt sich deswegen beklommen und unbehaglich. Er denkt darüber nach, stellt Vermutungen an, doch letztendlich „glaubt“ er Mila, vor allem, wenn sie bei seinen Rückfragen ungeduldig und ärgerlich wird. Die Ablehnung und Verachtung anderer Kinder gegenüber Mila verunsichert Moritz, und schließlich muss er sich eingestehen, dass wenig von dem, was Mila erzählt, mit der Realität zusammenpasst. Der Fokus dieser berührend-bedrückenden Ich-Erzählung liegt ganz auf Moritz’ Wahrnehmung, Gefühlen und Interpretation der Geschehnisse; er erzählt von ihren Gesprächen, über Milas Kratzbürstigkeit, ihre plötzlichen Rückzüge – ohne zunächst die Gründe dafür zu verstehen. Verortet ist diese zurückhaltend-beunruhigende Geschichte im Mikrokosmos Einkaufszentrum; der Handlungsbogen wird fast ausschließlich von der Kommunikation zwischen den beiden neunjährigen Kindern, deren Dialoge manchmal etwas ungelenk wirken, und Moritz’ Reflexionen darüber getragen; erst gegen Ende, als die Situation eskaliert (Mila wird beim Klauen erwischt und Moritz nimmt die Schuld dafür auf sich), werden die Erwachsenen eingeschaltet (Moritz’ Eltern, eine Betreuerin vom Jugendamt …). Mila hat keine Eltern und kein Zuhause; die Gründe dafür bleiben offen. Moritz ist irritiert, er möchte helfen und muss am Ende akzeptieren, dass er und seine Eltern nicht die Verantwortung für Mila übernehmen können, sondern dass sich „offizielle“ Stellen um das Mädchen kümmern werden. Die dunkel gehaltenen Tusche-Zeichnungen – teils ganz- bzw. doppelseitig oder in den Text gestreut – übersetzen Stimmungen in Körperausdruck, spiegeln Milas Einsamkeit und Bedrückung, Moritz’ Ratlosigkeit und Bewegtheit, aber auch die Animosität der anderen Kinder wider. Zwar finden sich in dieser poesievollen Annäherung an ein trauriges kindliches Schicksals einige spröde, etwas unglaubwürdig erscheinende Szenen, aber die behutsame Aufarbeitung eines schwierigen Themas berührt. Vieles bleibt offen und unausgesprochen – das macht nachdenklich und betroffen und wirft viele Fragen auf.


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Personen: Schinko, Barbara Möltgen, Ulrike

Schlagwörter: Obdachlose

Interessenkreis: Kinder-Eltern-Familie

JE 3
Sch

Schinko, Barbara:
Zimteis mit Honig : Mit Illustrationen von Ulrike Möltgen / Barbara Schinko. - Wien : Picus , 2019. - 162 Seiten, Illustrationen
ISBN 978-3-7117-4012-0 Fest gebunden : ca. € 14,00

Zugangsnummer: 0027547001 - Barcode: 01052763
JE 3 - Kinder/Jugend Bellet