Ein traumatisierter Mann versucht zu helfen. (DR) Manfred Kochs neuester Roman ist ein Psychothriller mit der Betonung auf dem ersten Wortteil. David Bauer, arbeitslos, bald ohne Wohnung, Single, bekommt von seinem (einzigen?) Freund Robert Lehmann seine Wohnung für ein Jahr. In der Siedlung gibt es lauter nette Menschen, die mit ihren lieben Hunden Gassi gehen. Doch Bauer wird schnell zum gemiedenen Außenseiter, der durch sein seltsames Verhalten auf wenig Verständnis stößt. Bauer ist überzeugt, dass sein Vater seine Mutter getötet hat und das Thema "Gewalt in der Familie" zieht sich durch seine gesamte Biografie. Seine Exfreundin hat er auch kennengelernt, weil sie von ihrem Mann geschlagen wurde, und so wittert Bauer überall Gewalt an Frauen. Telefonanrufe von einer ängstlichen Frauenstimme und die Hunde, die ihn an seinen eigenen Hund erinnern, den er gehasst hat, treiben Bauer langsam aber sicher in den Wahnsinn. Der Roman liest sich wie ein Krimi von Paulus Hochgatterer, sehr vieles schwingt atmosphärisch mit und muss nicht ausgesprochen werden. Man hätte das noch komprimierter schreiben können, so kommt es doch zu einer gewissen Redundanz und das Ende ist auch leicht vorauszuahnen. Bauer sieht sich selbst als "diese Witzfigur eines Versagers" und da das Buch in der Ich-Perspektive geschrieben ist, wälzt sich der/die Leser_in zu oft im Selbstmitleid. Fazit: ein interessantes Thema, gute psychologische Analysen und feinfühlige Beobachtungen, schwaches Ende. Nichts für Hundebesitzer_innen.
Personen: Koch, Manfred
Koch, Manfred:
Nette Leute mit Hunden : Roman / Manfred Koch. - Orig.-Ausg. - Meßkirch : Gmeiner, 2019. - 312 S.
ISBN 978-3-8392-2397-0 kart. : ca. EUR 15,50
Romane, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR KOCH - Buch: Dichtung