Katharina, die im Einkaufschaos ihre Familie verliert, wird vom blinden Matthias gefunden, der sich gemeinsam mit ihr auf die Suche nach ihren Eltern macht. Auf ihrem langen Weg erfährt das Mädchen viel über den Alltag blinder Menschen. (ab 5) Schalten blinde Menschen das Licht ein? Gehen sie ins Kino? Kann man Farben auch riechen? Diese und ähnliche Fragen, die man sich als Erwachsener kaum mehr zu stellen traut, werden in "Wir verstehen uns blind" von der kleinen Katharina einfach ausgesprochen und von Matthias, der seit seiner Geburt blind ist, beantwortet. Die Dialoge sind in eine Geschichte eingebettet, die sich ums Verlorengehen und Wiederfinden, um Blindheit der Augen und Blindheit des Herzens dreht. Es ist aber nicht der Blinde, der sich im Großstadtchaos verirrt, sondern er wird - dank seiner inneren Ruhe - zum Retter für eine Sehende, nämlich die kleine Katharina. Bis ihre Eltern wieder gefunden sind, bleibt ihr eine Menge Zeit, um gemeinsam mit Matthias durch die Stadt zu ziehen und alles einmal mit anderen "Augen" zu sehen. Verena Ballhaus begleitet die Handlung mit eigenwilligen Illustrationen. So beginnt die Geschichte etwa an einem hektischen Einkaufssamstag - eine Stimmung, die vor allem auch durch die collagenartig wirkenden Bilder, in denen vieles nur angedeutet und doch ganz deutlich gemacht wird, zum Ausdruck kommt. Autor und Illustratorin haben schon in "Meine Füße sind der Rollstuhl" bewiesen, dass ihre Arbeit gut harmoniert, und wagen sich nun mit "Wir verstehen uns blind" an ein weiteres heikles Thema heran. Ein kleines Mädchen - eine Ähnlichkeit mit Rotkäppchen lässt sich nicht leugnen - , ein blinder Mann und ein treuer Hund geleiten den Leser durch belebte Straßen, die, schaut man die Illustrationen genau an, skurrile Details zu bieten haben. Weinende Fäustlinge, die aus Katharinas Ärmel baumeln, oder an der Leine spazierende Hühner sind nur einige der Absurditäten, die sich im Großstadtchaos verstecken. Dazwischen schieben sich Katharinas bildliche Vorstellungen von dem, was Matthias ihr erklärt, in Grautönen über die Abbildungen des tatsächlichen Handlungsgeschehens. So wird die Welt des blinden Matthias nicht nur durch den Text, sondern auch dank der Illustrationen begreifbar. *ag* Katharina Reiter
Personen: Ballhaus, Verena Huainigg, Franz-Joseph
Huainigg, Franz-Joseph:
Wir verstehen uns blind / Franz-Joseph Huainigg. Mit Bildern von Verena Ballhaus. - Wien : Betz, 2005. - [24] S. : durchg. Ill.
ISBN 978-3-219-11198-9 fest geb. : Eur 12,95
Bilderbücher - Signatur: JD WIR - Buch: Kinder/Jugend