Kultfigur Brenner ermittelt wieder. Manchmal ist weniger mehr. Dennoch langweilt Wolf Haas' komische Sprachkunst nie. (DR) Und ob du es glaubst oder nicht, der Brenner ist wieder da! In seinem mittlerweile achten Krimiabenteuer entdeckt der in die Jahre gekommene Exbulle die Schönheit der Russinnen im Internet. Dass die "einheimischen Weiber" auch nicht zu verachten sind, erfährt er in seiner Beziehung mit der resoluten frühpensionierten Lehrerin Herta. Dort wie da wandelt Brenner alsbald auf Freiersfüßen und mitten hinein ins schlimmste Schlamassel, Doppelleben Hilfsausdruck. Während sich Herta auf einer ihrer schamanischen Wanderreisen befindet, bricht Brenner nach Nischni Nowgorod auf, um die liebreizende Nadeshda kennenzulernen. Statt dem ersehnten Liebesabenteuer erwarten ihn dort Schläge, eine Abfuhr sowie ein gefährlicher Auftrag. Verzweifelt bittet ihn Nadeshda, ihre von einem Mädchenhändlerring verschleppte Schwester in Wien ausfindig zu machen. Wieder daheim taucht Brenner in die düstere Welt der Rotlichtmafia ein. Kurz darauf sorgen eine tätowierte Leiche in der Donau, wenig redselige, aber umso zwielichtigere Zeugen, mehrere abgehackte Hände mit rätselhaften Tätowierungen, eine zweckdienliche Eheschließung und eine unerwartete Geiselnahme für allerlei Ärger und amouröse Turbulenzen. Aber pass auf, was ich dir sage. Nach gut 20 Jahren Romanantiheldexistenz kann den schrulligen Ermittler wider Willen kaum was erschüttern, nur der Geruch von Frauentränen, "Nirwana nichts dagegen". Und Brenner ein Frauentränenumfaller, wie er im Buche steht… Wo Wolf Haas draufsteht, ist auch Wolf Haas drin. Ungeachtet der längeren Pause, trägt auch dieser Simon-Brenner-Band alle wohlvertrauten Stilmerkmale. Originelle Wortschöpfungen, grotesk übersteigerte Vergleiche, eigenwillige Verknappungen und stereotype Wiederholungen begegnen den LeserInnen wie liebgewonnene alte Bekannte. Ob Internetkontaktbörse, Tätowierungsspruch, Straßenstrich, Stockholmsyndrom, PädagogInnenschicksal, Kraftplatzsuche oder österreichisches Paarverhalten - alles wird aufs Korn genommen. Natürlich darf auch der das Geschehen im freundschaftlichen Ikea-Du-Ton ironisch kommentierende, zukünftige Ereignisse andeutende, anonyme Erzähler nicht fehlen. Er verschafft uns tiefere Einblicke in die weltanschaulichen Abgründe und das Seelenleben seiner karikaturhaft gezeichneten ProtagonistInnen. "Von dem ganzen ding her" ein kurzweiliges, hochamüsantes Lesevergnügen mit viel Galgenhumor, aber einem allzu tollkühnen Handlungsverlauf, Münchhausen frage nicht.
Personen: Haas, Wolf
Standort: Bibliotheksreferat
Haas, Wolf:
Brennerova : Roman / Wolf Haas. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2014. - 238 S.
ISBN 978-3-455-40499-9 fest geb. : ca. € 20,60
Romane, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR Haa - Belletristik