Annotation: Zwei Gedichtanthologien für Kinder, die sich deren Sprachlust aus unterschiedlichen Richtungen und mit unterschiedlichen Zielen nähern. Rezension: Kinder lieben Sprachspiele und alles was sich reimt. Leider wird ihre Offenheit gegenüber Gedichten oft in der Schule gebremst. Auswendiglernen und penibles Sezieren der Texte ruft bei vielen eine lebenslange Abneigung gegen Lyrik hervor. Eine bewährte und traditionsreiche Waffe gegen die schnell um sich greifende Lyrikverdrossenheit sind Lyrikanthologien. In den unterschiedlichsten Ausführungen - mal umfangreich, mal übersichtlich kurz, mal mehr, mal weniger bunt illustriert - kommen sie Jahr für Jahr auf den Buchmarkt. Angesichts der Tatsache, dass sich die Textauswahl der Sammelbände oft nur marginal unterscheidet, drängt sich die Frage nach dem Mehrwert und Sinn der Neuerscheinungen auf. Die von Christine Knödler herausgegebene Gedichtanthologie, die sich an Kinder und Erwachsene richtet, gibt eine ebenso einfache wie überzeugende Antwort auf diese Frage. Im Vorwort heißt es: Gedichte berühren. Sie spielen mit Gedanken, Gefühlen, Einfällen, Erinnerungen, Träumen, mit Rhythmus und Form, sie unterhalten und verzaubern. Gedichte eröffnen Welten, innen wie außen, und immer wieder rechnen sie auch ab mit dieser Welt. Gedichte beziehen Stellung. Und das tun die Gedichte, die Knödler ausgewählt hat, tatsächlich. Die von Daniela Kulot illustrierte Sammlung überzeugt somit durch ihre Zusammenstellung, die Neues mit Altem, bekannte mit weniger bekannten Texten kombiniert: Gedichte von Edward van de Vendel, Jutta Richter, Paul Maar oder Michael Ende stehen neben denen von Rose Ausländer, Johann Wolfgang von Goethe oder Bertolt Brecht. Die gelungene Mischung ist ebenso eindringlich wie die Forderung der Herausgeberin, Kindern etwas zuzutrauen und nicht vor vermeintlich schwierigen Themen zurückzuschrecken. Gedichte dürfen auch Kindern ebenso von Leid und Schmerz wie von Freude und Unbeschwertheit erzählen. Eine andere Auffassung von "Lyrik für Kinder" haben offenkundig Ursula Remmers und Ursula Warmbold. Die Gedichte ihres Sammelbandes, der sich explizit an Grundschulkinder richtet und sich aus zwei bereits früher im Reclam-Verlag erschienenen Bänden zusammensetzt, rückt allein die heitere und sprachspielerische Seite des Lyrikuniversums in den Mittelpunkt. Ein durchaus berechtigtes und beliebtes Auswahlkriterium, das bei Kindern aufgrund der Lautmalereien und des Witzes auf offene Ohren stoßen dürfte. Hier trifft man auf beliebte Kinderreime, Abzählverse, Rätsel und Evergreens der Kinderlyrik, die sich nah an der kindlichen Lebenswelt bewegen. Josef Guggenmos, James Krüss, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz dürfen natürlich nicht fehlen!
Personen: Knödler, Christine Kulot, Daniela
Standort: Bibliotheksreferat
In wenigen Worten die ganze Welt : Gedichte für Kinder und Erwachsene / hrsg. von Christine Knödler. Mit Bildern von Daniela Kulot. - Stuttgart : Thienemann, 2009. - 174 S. : zahlr. Ill. (farb.)
JE Erzählungen - Signatur: JE Erzählungen In - Kinder und Jugend