Die obere Mittelschicht hilft der unteren Mittelschicht aus der Patsche. (ab 10) (JE) Christine Nöstlingers "alte" Helden kannten Hinterhöfe, Gemeinschaftsklos und wussten billiges Essen wie Eiernockerl oder Erdäpfelschmarrn zu schätzen. Die drei Hauptfiguren des vorliegenden Romans stammen aus unterschiedlichen Schichten: Lilli und Marlen kommen aus wohl situierten Elternhäusern, Armin Maiers Mutter verdient als Buchhändlerin sehr wenig, wurde vom Ex-Mann geschlagen und mollig ist sie noch dazu. Armin hingegen ist fett, wenn er schwitzt, stinkt er wie Münsterkäse. So nimmt die muntere Handlung ihren Lauf: Lilli fälscht Armins Mathematikschularbeit, Marlen verrät dieses Geheimnis an einen Schicki-Micki-Typen und lässt damit die Rettungsaktion auffliegen. Dass die arme Buchhändlerin als gut gerundet beschrieben ist, erfüllt auch noch das letzte Klischee. Die guten Reichen nehmen Armin und seine Mutter mit auf Urlaub, ein Werbespot verhilft dem Loser-Typ zu Berühmtheit und Selbstbewusstsein, Marlen findet ihn schließlich richtig nett. Nach der Lektüre sehne ich mich nach den "alten Helden" und der früheren Weltsicht Christine Nöstlingers, da hätte Armin erzählt und nicht Marlen, da hätte Armin über sich selbst nachgedacht und als gar so fett hätte sie ihn auch nicht beschrieben. Und stinken hätte sie den Armin ja niemals lassen. Selbstverständlich ist diese Geschichte witzig geschrieben - wenn man gerne über andere lacht -, es ist nicht die Schreibqualität, die hier nachdenklich stimmt. Und dass die mollige Buchhändlerin schließlich weiterhin halbtags arbeitet und dafür zu Mittag die Mädchen aus der oberen Mittelschicht bekocht, das hätte ich dieser Autorin wirklich nicht zugetraut. *bn* Christina Gastager-Repolust
Personen: Nöstlinger, Christine
Standort: Bibliotheksreferat
Nöstlinger, Christine:
Lillis Supercoup / Christine Nöstlinger. - Hamburg : Oetinger, 2004. - 221 S.
ISBN 3-7891-4322-7 fest geb. : ca. Eur 11,30
JE Erzählungen - Signatur: JE Nös - Kinder und Jugend