Ein irakischer Flüchtling spielt Kafka mit der deutschen Ausländerbehörde. (DR) Karim ist nach Deutschland geflohen. Er kommt aus dem Irak und lügt sich durchs System. Denn seine Fahnenflucht ist kein Asylgrund, obwohl er in der Heimat deshalb um sein Leben fürchten muss. Also muss ein anerkannter Grund her. Genauso kann man natürlich nicht legal arbeiten, braucht aber Geld. Also entweder wird man Verbrecher, was er nun wirklich nicht will, oder man arbeitet schwarz auf einer Baustelle. Von einer Asylunterkunft zur nächsten, von einem mehr als prekären Job zum nächsten, von einem Antrag zum nächsten. Man ist abhängig von der Willkür der Beamten und von Schlitzohren aller Nationalitäten. Der Autor schildert die Szene aus eigener Erfahrung, erklärt dem Gastgeberland quasi die Zustände. Dem Protagonisten reicht es nämlich. Das ständige Hin- und Herschieben, das ewige Warten auf Bescheide, die dann doch nicht kommen, am Ende die Ausweisung. So geht er aufs Amt und führt den LeserInnen ein kafkaeskes Stück vor. Diesmal ist es nicht der Bürger, der verzweifelt versucht, seine Eingabe zu machen. Die Sachbearbeiterin Frau Schulz wird gefesselt und geknebelt und so gezwungen, sich die Geschichte von Karim von Anfang bis Ende anzuhören. Das Buch ist sicherlich kein literarisches Meisterwerk, aber es gibt Einblick in die Welt der Geflüchteten, die Welt derer, die nirgendwo daheim sind, weil man ihnen die Heimat genommen hat, die aber auch sonst nirgends ein geordnetes Leben führen dürfen. Dieses Buch ist auch wegen seines Stils und seiner leichten Lesbarkeit für alle Bestände empfehlenswert.
Personen: Khider, Abbas
Standort: Bibliotheksreferat
Khider, Abbas:
Ohrfeige : Roman / Abbas Khider. - München : Carl Hanser, 2016. - 219 S.
ISBN 978-3-446-25054-3 fest geb. : ca. € 20,50
Romane, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR Khi - Belletristik