Der "Reigen" im 21. Jahrhundert als Totentanz. (DR) Arthur Schnitzlers "Reigen" aus dem Jahr 1897 ist ein Klassiker: Immer treten zwei Personen auf, eine geht, eine bleibt, eine neue tritt hinzu. Bei Simon scheint es ähnlich. Doch wie die Katastrophe die Straßen aufbricht und das Meer alles überschwemmt, so zerfasert auch die Aneinanderreihung, sodass nur mehr lose verknüpfte Geschichten sich um einen Kern lagern - um Ostrov Mogila. Simon lebt in Odessa in der Ukraine, deswegen lernt man gleich zwei Wörter der Sprache: Ostrov heißt Insel und Mogila Grab. Im Roman ist es ein Ort ohne Strom in einem Wald. Rundherum sind moderne Städte, die in einer Umweltkatastrophe untergehen, und Menschen, die mit sich und der Apokalypse zurande kommen müssen. "Das haben das Ausmaß einer Katastrophe und der menschliche Gemütszustand gemein: Sie hängen viel zu oft vom Wetter ab." Es geht - natürlich - auch um Sex. Aber das aufklärerische Moment Schnitzlers, dass Sexualität eine alle Gesellschaftsschichten durchdringende Macht ist, ist uninteressant geworden, wird als bekannt vorausgesetzt. Dafür werden Menschen in ihrer egoistischen Einsamkeit dargestellt. Mit überbordender Phantasie (ein kafkaesk in einen Riesen verwandelter Mann, eine vom Teufel besessene Hand, Drachen, Einhörner, usw.) zeigt Simon, wie Menschen sich und die Umwelt beurteilen, wie unterschiedlich Alt und Jung, Mann und Frau die Welt sehen. Bemerkenswert!
Personen: Simon, Cordula
Standort: Bibliotheksreferat
Simon, Cordula:
Ostrov Mogila : Roman / Cordula Simon. - Wien : Picus-Verl., 2013. - 238 S.
ISBN 978-3-7117-2002-3 fest geb. : ca. € 21,90
Romane, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR Sim - Belletristik