Kelly, Jacqueline
Calpurnias faszinierende Forschungen
Sachbuch

Mit Fortsetzungen von Büchern ist es so eine Sache, zumal von solchen, die von einem großen Publikum geschätzt und geliebt wurden und deren Ende die Leserschaft mit großem Bedauern aufgenommen hat. Solche Fortsetzungen können sich warm anziehen, gnadenlos werden sie mit ihrem Vorgänger verglichen und nicht selten für schlechter, belangloser befunden. Schon nach den ersten Seiten von Jacqueline Kellys Jugendroman äCalpurnias faszinierende Forschungenô, der Fortsetzung von äCalpurnias (r)evolutionäre Entdeckungenô, wird indessen klar, dass im Calpurnia-Falle derartige Vergleiche vollkommen fehl am Platz sind: Die Bücher sind jeweils grandios, einzeln, aber auch als Teile eines Ganzen. Im ersten Band entdeckt die elfjährige Calpurnia im Jahr 1899, eingehüllt in texanische Hitze und ersten texanischen Schnee, ihre Liebe zur Naturwissenschaft und beginnt dann, sich mit Hilfe ihres unkonventionellen Großvaters aus dem Korsett jener Erwartungen zu befreien, die an ein Mädchen dieser Zeit gestellt werden. Im zweiten Band wendet sich Calpurnia, Callie Vee genannt, nun insbesondere der Tierwelt zu, eine Entscheidung, an der die Begegnung mit einem Gürteltier nicht ganz unschuldig ist. Mit ihrem Bruder kümmert sich Callie von nun an um bedürftige Tiere und hofft, als ein Veterinärmediziner in die Stadt kommt, dessen Assistentin zu werden à Wenn man sich trotz aller guten Vorsätze auf einen Vergleich mit dem ersten Band einließe, dann müsste man vielleicht sagen, dass äCalpurnias faszinierende Forschungenô bei allem naturwissenschaftlichen Enthusiasmus und Faktenreichtum einen Hauch dunkler, schwerer als der Vorgängerroman ist, und dies nicht nur wegen der thematisierten Naturkatastrophe. So wird der emanzipatorische Aufbruch, der im ersten Band zu spüren war, mehr und mehr unterdrückt; man ahnt, wie es mit Callie weitergehen könnte. Doch auch dies macht das Buch so zauberhaft: wie sehr man beim Lesen die Zeit begreift, jene Jahrhundertwende, in der sich zunächst doch nicht so viel wendet, jedenfalls nichts, was die Rolle der Frau beträfe. Überhaupt lebt dieses wunderbare Buch von der virtuos gestalteten Atmosphäre und nicht zuletzt von der charmanten Erzählstimme, die warm, klug, witzig und achselzuckend ist und an der die Übersetzerin Birgitt Kollmann einen wesentlichen Anteil hat.


Rezension


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Personen: Kelly, Jacqueline Kollmann, Birgitt

Interessenkreis: Tiere Natur Umwelt Leseumwelt

Kelly, Jacqueline:
Calpurnias faszinierende Forschungen / Jacqueline Kelly. Aus dem Engl. von Birgitt Kollmann. - München : Carl Hanser, 2015. - 315 S. : Ill.
ISBN 978-3-446-24930-1

Zugangsnummer: 0009516001 - Barcode: 2-0000000-8-02111346-8
NB - Signatur: NB Kel - Sachbuch