Psychologisch einfühlsamer Krimi über einen 15 Jahre andauernden menschlichen Alptraum - Spannung bis zur letzten Zeile. (DR) *f35* Als in Danby in der Grafschaft Yorkshire ein kleines Mädchen entführt wird, bricht nicht nur für die Eltern eine Welt zusammen: Für viele Einwohner des Dorfes steigen die Geister der Vergangenheit wieder aus dem Grab. Denn als vor 15 Jahren ein Stausee den Nachbarort Dendale überflutete, versank darin nicht nur ihre damalige Existenz, sondern auch das Geheimnis um drei verschwundene Kinder und ihren mutmaßlichen Mörder. Das neuerliche Verbrechen holt die Erinnerung wieder ans Tageslicht. Aber auch für Detective Superintendent Andy Dalziel bedeutet die Suche nach der kleinen Lorraine einen Rückfall in Bitterkeit und Schuldgefühl: Bereits damals war es ihm nicht gelungen, das schreckliche Rätsel um die verschwundenen Mädchen zu lösen. Während er nur scheinbar unbeteiligt die Nachforschungen aufnimmt, muss sich sein Kollege, Chief Inspector Peter Pascoe, mit dem möglichen Tod der eigenen, schwer erkrankten Tochter auseinandersetzen. Die Handlung des Romans erstreckt sich über vier Tage. Seine Stärken (Schwächen wird man nicht finden!) liegen in den ausgereiften Charakteren der Protagonisten (Andy Dalziel und Peter Pascoe haben bereits in 15 anderen Fällen ermittelt und gelten laut "Daily Telegraph" als "unbestritten bestes Polizistenduo" der englischen Kriminalliteratur), der schlüssig geschilderten Ermittlungsarbeit und der psychologisch überzeugenden Art, die Geschichten der Beteiligten behutsam und doch konsequent aufzublättern bis an den Anfang, der die Lösung und auch das Ende einer menschlichen Tragödie in sich birgt. Hill versteht es meisterhaft, die klare zeitliche Struktur des Romans immer wieder durch Rückblenden, Vernehmungsprotokolle, Friedrich Rückerts "Kindertotenlieder", Sagen und Fieberträume aufzulockern und ihm damit etwas von seiner linearen Strenge zu nehmen. Kurzfristige Wechsel in der Erzählzeit geben dem Geschehen eine beklemmende Unmittelbarkeit. Die geschickte Verknüpfung des Kriminalfalles mit dem Krankehitsfall wertet diesen spannungsgeladenen Krimi zu einem vielschichtigen Meisterwerk auf. Unbedingt empfehlenswert! *bn* Isabella Müller
Rezension
Personen: Hill, Reginald Hahn, Annette
Hill, Reginald:
¬Das¬ Dorf der verschwundenen Kinder : Roman / Reginald Hill. - München : Europa Verl., 2000. - 541 S.
Einheitssacht.: On Beulah Hight. - Aus dem Englischen
ISBN 978-3-203-78014-6 fest geb. : ATS 354,00 / Eur 25,70
DR.E - Signatur: DR.E Hil - Belletristik