Verschwörungsfantasien und Stammtischressentiments. (DR) Die LeserInnen erwartet ein 200-seitiger Monolog eines Mannes. Tom, so heißt der Erzähler, hat sich mit seinem achtjährigen Sohn in einer abgelegenen Hütte im Gebirge versteckt. Er fürchtet das nächste Opfer einer besonders brutalen Serienmörderin zu sein, die rund um die Welt bestialische Morde begangen hat. Von der Täterin ist nichts bekannt außer ihrer DNA-Spur. Diese Spur hat die Täterin auch nach einem Einbruch in Toms Wohnung hinterlassen. Nun sitzt Tom in seinem Berghaus und spricht zur eigenen Beruhigung Abend für Abend in ein Mikrofon und veranstaltet via Internet-Radio seine eigene Live-Radioshow. Dazu konsumiert er massenhaft Whiskey und Kokain. Tom redet über das Phantom Lisa, von der man nicht weiß, wie sie aussieht und wo sie herkommt. Noch mehr redet er aber über das, was ihm im Vollrausch durch den Kopf surrt: Sex und Drogen, Performancekünstler und Weinkenner, Internetforen-Vollschreiber und Menschen, die statt Mailand Milano sagen. Es ist ein ressentimentgeladener Sermon, den der einsame Moderator da Abend für Abend auf seine Zuhörer loslässt. Er selbst bezeichnet seine Monologe auch einmal als "Gefasel". Und viel mehr ist dieses haltlose Gelaber zumeist nicht. Und auch die Thriller-Handlung erweist sich schlussendlich als bloße Mogelpackung. Ein bizarrer Einfall und Routine sind zu wenig für ein gutes Buch. Wer auf die Lektüre verzichtet, versäumt wenig.
Rezension
Personen: Glavinic, Thomas
Glavinic, Thomas:
Lisa : Roman / Thomas Glavinic. - München : Hanser, 2011. - 203 S.
ISBN 978-3-446-23636-3 fest geb. : ca. EUR 18,40
DR.G - Signatur: DR.G Gla - Belletristik