Pränatale Einsichten eines Fötus mit umfassender Bildung und Sprachkompetenz. (DR) Hamlet wäre wohl der passende Name für die Erzählerfigur, denn der Fötus, der hier spricht, berichtet vom Mordplan an seinem Vater, den seine Mutter Trudy mit ihrem Geliebten Claude, dem Bruder seines Vaters, hegt und auch ausführt. Allwissend scheint er zu sein, der noch ungeborene Mitwisser, dessen Sympathien sowohl seinem schwachen Vater, einem erfolglosen Lyriker und Verleger, als auch seiner schönen Mutter gelten, keinesfalls aber dem Brudermörder. Für dessen Unkultiviertheit hat er nur Spott übrig. Mit der Mutter verbindet ihn auch eine Vorliebe für alkoholische Getränke. Nicht nur diese saugt er kenntnisreich auf, sondern alles, was ihm zu Gehör kommt, vor allem mittels thematisch breit gestreuter BBC-Podcasts, die seine Mutter hört. All dieses Weltwissen fließt ein in seine neunmalklugen Betrachtungen. Dass das Objekt der Begierde der das Mordkomplott Schmiedenden die etwas verkommene, aber wertvolle Immobilie ist, in der Trudy noch wohnt, erfahren wir als Lesende genauso von ihm wie alles andere: Weinbewertungen, aktuelles Weltgeschehen, wissenschaftliche Erkenntnisse. Der Ungeborene auf seinem Lauschposten, ein unterschätzter und übersehener Kronzeuge, bekommt natürlich auch die unbeholfenen Versuche seines Vaters mit, Trudy zurückzugewinnen und wieder in seinem Haus einzuziehen. Genauso wie das Mordkomplott und Strategien und Befindlichkeiten der beiden Täter vor und nach der Tat. Intelligenter und spannender Plot, eloquente Dialoge und Betrachtungen, in der Personenzeichnung allerdings etwas zu klischeehaft. Trotzdem ein geistreicher und unterhaltsamer Referenzerweis an Meister Shakespeare zu seinem Jubeljahr.

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Rezension

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Personen: McEwan, Ian Robben, Bernhard