Sagen wir es gleich laut vorweg: "Oma, Huhn und Kümmelfritz" ist das heiterste und lustigste österreichische Kinderbuch der - mindestens - letzten Saison. Michael Roher, dessen viele und viel bepreiste Bilderbücher der letzten Jahre sowohl von fantasievollem Arrangement wie sozialem Engagement geprägt waren, beschert uns mit seinem Kinderbuch-Debüt eine Mordsgaudi und eine skurrile Patchwork-Familie. In seiner nicht näher lokalisierten, aber eindeutig (ost)österreichischen Schreibergasse 15, gleich links im ersten Stock, wohnen sie: Die "Bilderbuch"-Oma Woniafka, grundgütig, fürsorglich und noch agil (Montags immer Tauchkurs!); der kreuzbrave und bisweilen arg naive Schulbub Fritz, dessen Lieblingsbuch der dicke Weltatlas ist und der seiner Begeisterung dementsprechend Ausdruck verleiht mit Jubelschreien à la "Timbuktu" und "Mississippi" oder auch "Vöcklabruck"; und ein sprechendes, sehr unbescheidenes und sehr eingebildetes Huhn, das allen die Show stehlen will - und das meistens auch schafft. Hat der Kümmelfritz eine schwere Bronchitis, leidet das Huhn sogleich an der unheilbaren und leider tödlichen Salamigrippe; wünscht sich der Fritz zum Geburtstag ein Campinzelt, will das Huhn gleich ein Zirkuszelt inklusive Artisten, Tieren, vier Wohnwagen und mehr; schließt der Fritz Freundschaft mit seiner Schulkollegin Maya, verliebt sich das Huhn unsterblich in den Herrn Direktor. Ob als Zauberhuhn oder weiser Huhnfuzius aus Fernost, stets ist es Lach- und Identifikationsfigur zugleich. Gemeinsam erlebt das Trio einen vorwiegend sorgenfreien Alltag. Es wird viel gebacken und gegessen in der Schreibergasse 15: Marillenknödel, Mohnnudeln, Zwetschkenröster, Topfengolatschen, und und und. (Für die nicht nur kulinarischen Austriazismen gibt's ein Glossar.) Und es wird viel gespielt. Und zwar nicht Wii oder iPhone sondern Jolly und Schokoladewettessen. (Sagte ich schon, dass viel gegessen wird?) Neun knappe Abenteuer dürfen wir miterleben, alle zum Vorlesen schon für Vorschulkinder bestens geeignet und voll gepackt mit Situationskomik, Clownerien, Sprachspielereien, vergnüglichen Schwindeleien und fantastischen Blödeleien. Die illustrierenden Tuschezeichnungen und die Kapitelüberschriften (schön per Hand gesetzt, auf nach Schulaufsatz gemahnende Linien, und auch noch umrahmt!) geben dem Buch einen feinen Retro-Touch und werden erwachsene Vor- und Mitleser vielleicht an Momente denken lassen, als sie selber mit einer anderen Omama im Apfelbaum saßen. Die ist mittlerweile ein zeitloses Stück österreichischer Kinderliteraturtradition, in die sich Michael Roher mit "Oma, Huhn und Kümmelfritz" erfolgreich einschreibt. *ag* Klaus Nowak In der nicht näher lokalisierten, aber eindeutig österreichischen Schreibergasse 15 wohnen sie: Die "Bilderbuch"-Oma Woniafka, der kreuzbrave und bisweilen arg naive Schulbub Fritz, dessen Lieblingsbuch der dicke Weltatlas ist und der seiner Begeisterung mit Jubelschreien à la "Timbuktu" und"Mississippi" oder auch "Vöcklabruck" Ausdruck verleiht, und ein sprechendes, sehr unbescheidenes und sehr eingebildetes Huhn, das allen die Show stehlen will. Was es meistens auch schafft. Fein austariert pendeln Michael Rohers Vorlesegeschichten zwischen Realität und Fantasie. Ausgehend von schlichten Alltagssituationen entwickeln sich amüsante, teils skurrile Begebenheiten, vergnügliche Schwindeleien und fantastische Blödeleien. Die präzise Figurenzeichnung und die lebendigen Dialoge überzeugen ebenso wie der kreative Sprachwitz, der sich mit leisem Humor durch den gesamten Text zieht. Und die begleitenden und an Kinderzeichnungen erinnernden Schwarz-Weiß-Illustrationen verleihen dem Buch einen Hauch Retro-Touch und zugleich zeitlosen Charme. Folder ÖKJB-Preis 2013
Rezension
Personen: Roher, Michael
Roher, Michael:
Oma, Huhn und Kümmelfritz / Michael Roher. Mit Ill. des Autors. - Wien : Jungbrunnen, 2012. - 103 S. : Ill.
ISBN 978-3-7026-5843-4 fest geb. : ca. EUR 13,90
JE - Signatur: JE Roh - Kinder- und Jugendbü