Gauß, Karl-Markus
DAs Erste, was ich sah
Belletristik

Hören, sehen, riechen, spüren. Karl-Markus Gauß erzählt von den ersten sinnlichen Eindrücken eines kleinen Jungen in der Mitte des 20. Jahrhunderts und entwirft zugleich das Bildnis des Autors als verwöhntes Kind. Die Aufmerksamkeit des namenlosen Erzählers folgt der Stimme aus dem Radio, den Worten der Eltern, Geschwister und Gesprächen in anderen Sprachen. Er erkundet das Zimmer, die Wohnung, das Haus. In dieser kleinen Welt wetterleuchtet die große: Der gerade vergangene und der neue, der Kalte Krieg bleiben in dieser Kindheit immer präsent. Hier zeigt sich ein Kind, das früh die Macht der Wörter erahnt und sich in den Geschichten, die es hört, die Welt auf eigene Weise erklärt. Das Buch „vereinigt eine Erweckungsgeschichte des Geistes mit einer Bildungsgeschichte des Herzens. Als basal erweisen sich die Erfahrung des Leides und das Erlebnis der Stimmen – mit seinem Schreiben hat sich Gauss in ein Totengespräch eingeklinkt, das den Grössenwahn ebenso unterläuft, wie es den Kleinmut sprengt. Das Bewusstsein, immer auch der Andere sein zu können, macht ihn frei für emphatisches Beobachten und kritisches Verstehen. So übt der Chronist denn auch in den Kindheitsminiaturen seine Tugenden – ein lakonisch elegantes Erzählen, das Gesicht und Gedanke in eine schwebende Mischung zu bringen weiss; eine Komposition, die Ökonomie und Komplexität verbindet (so dass ein subtiles Motivgeflecht das Buch durchzieht); sodann eine Sprache voller Präzision und Leichtigkeit, Ernst und (Selbst-)Ironie. Heiter hybrid handhabt Gauss die Perspektive: Das kindliche Ich, das scheinbar bodennah von seinem Erleben erzählt, steht sichtlich auf der Schulter des Erwachsenen, der seinerseits die Wichtigkeit der Kindheit betont. Die Verschränkung von Gegenwart und Vergangenheit ist nicht allein Thema, sondern auch Technik des Buchs, was diesem einen enormen poetischen Echoraum verschafft. Kommt hinzu, dass der Autor alle Register der Rhetorik zieht und gerne auf Paradoxien setzt, um seinen Überlegungen Tiefe zu verschaffen“ (NZZ). „Gauß, der in seinen bisher erschienenen Reisereportagen und Journalen keiner manchmal auch scharf formulierten zeitaktuellen Polemik aus dem Wege geht, hält sich in diesem Erinnerungsbuch mit eigenen Urteilen fast vollkommen zurück. Dafür nimmt er die Leser auf eine bewegend leichte, aber niemals seichte oder nostalgische „Expedition in die Tiefe der Erinnerung“ mit. Nein, es ist kein Zufall, dass ein Zitat von Walter Benjamin am Schluss dieser Rezension eines wunderbaren Buches steht“ (culturmag.de)


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Weiterführende Informationen


Personen: Gauß, Karl-Markus

Schlagwörter: Erwachsenwerden Kindheit Salzburg Kind Nachkriegszeit österreichischer(r) AutorIn

Interessenkreis: Literatur

Gauß, Karl-Markus:
¬DAs¬ Erste, was ich sah / Karl-Markus Gauß. - Wien : Zsolnay, 2013. - 107 Seiten ; 21 cm
EAN 9783552056381 fest geb. : EUR 14.90

Zugangsnummer: 0021135001 - Barcode: 1000211663
Romane, Erzählungen - Signatur: DR Gau - Belletristik