ÖKJB-PREIS 2021, Kollektion: Was passiert, wenn wir nicht auf die jungen Aktivist*innen hören, die für #fridaysforfuture auf die Straßen gehen, skizziert dieser atemraubende Thriller, in dem den Menschen weltweit nichts anderes übrigbleibt, als ihr Glück in einer besseren, virtuellen Realität zu suchen. Jana designt diese Welten und liebt es, durch ihr idyllisches Fischerdorf namens Kerrybrook zu schlendern, bis sie eines Tages Zeugin eines mysteriösen Verbrechens wird à In äCryptosô taucht die Leserin/der Leser in eine neue Poznanski-Welt: Ein apokalyptisches Universum, in dem sich das Leben vorwiegend im virtuellen Raum abspielt. Etwa 80 Jahre nach unserer Gegenwart sind die natürlichen Ressourcen durch rücksichtslose Ausbeutung nahezu vollständig aufgebraucht. Die Lösung: das reale Leben wird durch ein virtuelles ersetzt, damit wird der Ressourcenverbrauch minimiert und die Menschen können virtuell in besseren, zukunftssicheren Welten leben. In körperengen Anzügen und Kapseln, über die Körperempfindungen simuliert, Nahrung zu- und Ausscheidungen abgeführt werden, verschwinden die Menschen in fantastischen Welten. Gelernt, geliebt, gegessen und geheiratet wird im London des 17. Jahrhunderts oder in einem idyllischen Dorf in Wales. Eingeschlafen wird in der virtuellen Welt, aufgewacht in der realen. Das trostlose Leben außerhalb der Kapseln wird aber möglichst vermieden. Hier kann man sich aber durch besondere Tätigkeiten oder lobenswertes Verhalten Klima-Bonuspunkte erwerben und damit Zugänge zu mehr Welten. Jana Pasco ist im realen Raum Weltendesignerin. Sie hat Macandor, Cretaceous und Kerrybrook erfunden und kümmert sich um den reibungslosen Ablauf des dortigen Lebens. Nachdem im idyllischen Kerrybrook Menschen verschwinden, begibt sich Jana auf die Suche nach der Ursache. Und muss erstaunt feststellen, wie gefährlich es sein kann, wenn kein Exit-Point zur Rückkehr in die Realität mehr funktioniert, wenn sie etwa in einer Welt voller Dinosaurier gefangen ist. Wenn sie dort stirbt, wo wacht sie dann wieder auf? Erneut beweist Ursula Poznanski ihre große Fähigkeit, an der Schnittkante von Realität und Fiktion zu balancieren. Während in Erebos ein lebensechtes Computerspiel bzw. eine Handyapp in das reale Leben der ProtagonistInnen eingreift, verlagert sie in äCryptosô die Handlung vorwiegend in den virtuellen Raum. Trotz eines leicht überreizten Spannungsbogens ist es ein verführerisches, aber zugleich beängstigendes Zukunftszenario, das die Autorin in ihrem Roman virtuos entwirft.

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Rezension

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Personen: Poznanski, Ursula