Annegret Held erzählt in ihrem tragikomischen Roman "Die letzten Dinge" Geschichten aus einem Pflegeheim. Es ist einiges los auf der Station. Jewgegni Schiwrin zum Beispiel war früher ein Held des Eisenbahnbaus. Durch die Taiga Sibiriens hat der Ingenieur das Kernstück der Baikal-Amur-Magistrale gebaut. Jetzt aber sitzt Jewgegni Schiwrin im Pflegeheim. Wir lernen Frau Wissmar kennen, früher Personalchefin der Degussa, oder Herrn Kurtacker, den Erotomanen, der regelmäßig randaliert, wenn die Pflegekräfte sein Zimmer betreten. Das Pflegepersonal stellt neben den Heimbewohnern die zweite Porträtgalerie in diesem Buch. Die Hilfskraft Lotta ist mit ihrem naiven und idealistischen Blick die ideale Erzählerin des turbulenten Pflegealltags. Der bisexuelle Kroate Ivy steht ihr zur Seite, wenn er nicht gerade wieder in seinem äußerst aktiven Nachtleben abgestürzt ist. Weitere Beiträge zum multikulturellen Geschehen kommen von Schwester Nadjeschda aus Sibirien und Pflegehelferin Gianna. Die Italienerin ist hier natürlich für das Katholische zuständig, insbesondere für die Geistererscheinungen in der Wäschekammer. All diese Frauen und Männer kreisen um Schwester Rosalinde, die selbstlose Chefin des Pflegepersonals. Alle Figuren sind typisiert, die Geschichten sind es oft auch. Dennoch: es passiert nicht oft, dass ein Roman in einem Pflegeheim spielt und sich verdrängter Themen wie Leid und Tod annimmt. Besonders hervorheben möchte ich den humorvollen und liebenvollen Ton, mit dem die Autorin ihre Figuren beschreibt. *BuM* Fritz
Rezension
Personen: Held, Annegret
Held, Annegret:
¬Die¬ letzten Dinge : Roman / Annegret Held. - Frankfurt/M. : Eichborn, 2005. - 366 S.
ISBN 978-3-8218-5733-6
DR - Signatur: DR Held - Belletristik