Eine originelle Annäherung an die in Wien geborene Jüdin und Psychoanalytikerin Erika Freeman. (BO) Der Kabarettist und Fernsehmoderator Dirk Stermann hatte eines Tages in seiner Talkshow eine betagte Psychoanalytikerin aus den USA zu Gast, welche mit ihrer Intelligenz und ihrem Witz das Publikum begeisterte. Stermann freundete sich mit ihr an und besuchte sie regelmäßig in ihrer Absteige im Hotel Imperial zu anregenden Gesprächen, woraus das vorliegende Buch entstand. Bei der Dame handelt es sich um die 1927 geborene Jüdin Erika Freeman, die in Wien aufwuchs und mit zwölf Jahren von ihrer Mutter in die USA geschickt wurde, um sie vor den Nationalsozialisten zu retten. In New York kam sie in einem Waisenhaus unter, studierte Psychologie und erlangte als Therapeutin große Bekanntheit, zu ihren Klienten gehörten zahlreiche Hollywoodgrößen und einflussreiche Persönlichkeiten der amerikanischen Gesellschaft. In den Gesprächen wird nicht nur Freemans Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart thematisiert: Ihr Leben im Hotel Imperial, ihr heutiger Blick auf das Land der Täter, das ihr die österreichische Staatsbürgerschaft verlieh, sowie Einblicke in ihre therapeutische Praxis. Stermann folgt einer lockeren Chronologie, entlang der er - ganz im Stil der Protagonistin - viel Assoziatives unterbringt. Und so wechseln sich banales Geplauder, historische Einsprengsel und politische Einlassungen ab, wobei die beeindruckende und außergewöhnliche Lebensgeschichte von Erika Freeman aber stets im Fokus bleibt.
Rezension
Personen: Stermann, Dirk
Stermann, Dirk:
Mir geht's gut, wenn nicht heute, dann morgen / Dirk Stermann. - Hamburg : Rowohlt Hundert Augen, 2023. - 251 Seiten
ISBN 978-3-498-00374-6 Festeinband : EUR 24,70 (AT)
BO - Signatur: BO Ste - Sachbuch