Auf Fakten basierender Roman über ein Stück furchtbarste Barbarei in einem geheimen marokkanischen Straflager. (DR) 1971 nimmt der knapp zwanzigjährige Offiziersschüler Salim am missglückten Putschversuch gegen König Hassan II. teil und landet im geheimen Straflager von Tazmamart im Süden Marokkos, wo keinerlei Menschenrechte gelten und niemand nach den als tot Gehandelten sucht. In den nur 1,50 m hohen, unterirdischen Zellen herrscht ewige Nacht. Lediglich bei der Beerdigung eines Mitgefangenen erblicken die Häftlinge das Tageslicht. In dieser hoffnungslosen Situation sind Wörter der einzig mögliche Widerstand gegen das undurchdringliche, tödliche Schweigen des Lichts. Eiseskälte, Gluthitze, Rheuma und rasende Zahnschmerzen quälen die Gefangenen, ihre Körper verfaulen Stück für Stück. Selbstmord, geistige Umnachtung, Verstopfung, brandige Gelenke und tödliches Ungeziefer fordern nach und nach ihre Opfer. Während andere Mithäftlinge Opfer ihrer Gefühle und körperlichen Qualen werden, hält sich Salim mit dem Rezitieren von Gedichten, der Nacherzählung von Romanen und dem Memorieren von Filmen aufrecht. Nach 18 Kerkerjahren erfährt die Öffentlichkeit doch noch von dieser Folterstätte - Salim gehört zu den wenigen Überlebenden. Der in Paris lebende Autor Tahar Ben Jelloun, bedeutendster Vertreter der französischsprachigen Literatur des Maghreb, betont die rettende Macht der Wörter und des Geistes, gibt interessante Einblicke in die Welt des Islam und schildert beinah unerträglich präzise die Torturen der Gefangenen. Permanent werden erschütternde Bilder im Kopf des Lesers erzeugt, die geschilderten Qualen sind physisch und psychisch spürbar. Die derzeitige Weltlage verleiht dem auf dem Zeugnis eines Überlebenden von Tazmamart beruhenden Roman eine weitere Dimension. Ein beeindruckendes, wortgewaltiges Zeitdokument, das dem Leser viel Stoff zum Nachdenken gibt. *bn* Elisabeth Zehetmayer

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Rezension

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Personen: Jelloun, Tahar Ben

Schlagwörter: Islam Marokko Straflager Folter Politische Verfolgung