Bewohner eines kleinen, finnischen Dorfes trotzen der Bürokratie, dem dritten Weltkrieg und dem Weltuntergang. (DR) Gewohnt skurril ist das neueste Werk des finnischen Erfolgsautors Arto Paasilinna. Am Sterbebett seines erzkommunistischen Großvaters, einem ehemaligen Kirchenbrandstifter, verspricht dessen Enkel Eemeli Toropainen eine Stiftung zum Zwecke eines Kirchenbaus zu gründen. Dieser Auftrag kommt dem mit seiner Holzbaufirma eben in Konkurs gegangenen Eemeli gerade Recht, und er setzt den Wunsch sogleich tatkräftig um. Da Baubehörden und Kirche den illegalen Bau stoppen wollen, lassen sich der Stiftungsdirektor und seine Arbeiter an den halbfertigen Rohbau anketten. Das zieht natürlich die Grünen und weitere zivilisationsmüde Aussteiger an und flugs hat sich rund um die neue Kirche ein kleines Dorf gebildet. Der Aufbau der neuen autarken Gemeinde wird zu Eemelis Lebenswerk. Nahrungsbeschaffung durch maschinenlosen, ökologischen Ackerbau, innovativen Fischfang und heimlichen Wodkabrand wird von dem bunten Haufen bestens bewerkstelligt. Schwarz-humorig schildert Paasilinna das Heranschaffen von Leichen für den bislang leeren Friedhof, das Verspeisen des Postbeamten durch den hiesigen Braunbären oder die gelungene Bypassoperation an Eemeli nach vorheriger Probe an einem weiteren Bären. Neben Vergnügungen wie Saunieren und Feste feiern bekommen die trinkfesten Bewohner wenig von den Sorgen der restlichen Welt mit, sprich dem Ausbruch des dritten Weltkriegs. Wie die liebevoll charakterisierten Helden diese globale Krise überstehen, erzählt Paasilinna witzig und zugleich scharfsinnig, etwa wenn er von den arabischen Piloten berichtet, die mit einer Wasserstoffbombe in der Nähe des Dorfes notlanden müssen, von 40.000 vorbeiziehenden, asiatischen Flüchtlingsfrauen oder von einem Heimkehrer, der vom Untergang New Yorks in seinen eigenen Müllhalden erzählt. - Erst als ein Komet auf die Erde zurast, scheint auch für die Bewohner des wackeren Dorfes das Ende gekommen zu sein - oder auch nicht? Wer an dem schrägen Humor der Filme von Aki Kaurismäki und an finnischen Spaßvögeln à la Leningrad Cowboys Gefallen findet, der wird auch dieses mit viel Zivilisationskritik ausgestattete Buch mögen. Breite Empfehlung. *bn* Doris Schrötter
Rezension
Personen: Paasilinna, Arto Pirschel, Regine ª
Paasilinna, Arto:
Nördlich des Weltuntergangs : Roman / Arto Paasilinna. - Bergisch-Gladbach : Lübbe, 2003. - 315 S. - a.d.Finn.
ISBN 978-3-7857-1543-7
Prosa (Romane, Erzähln) übersetzt - Signatur: DU Paa - Buch