Das Geschehen des Jahres 2009 in Form eines geistreichen und unterhaltsamen Journals. (GS) Mit "Ruhm am Nachmittag" legt Karl-Markus Gauß eine kulturkritische, persönliche wie auch politische Reise durch das Jahr 2009 vor. Es ist die Gattung des Journals, die Gauß schon länger als die ihm entsprechende Form des Zugangs zur Welt entwickelt hat: Lose werden zahlreiche Abschnitte aneinandergereiht, um jeweils einen Gedankengang, eine Argumentation oder ein kleines Erlebnis sprachlich präzise zu erschließen. Den kleinen Dingen des Alltags wird mit der gleichen Aufmerksamkeit und den gleichen literarischen Instrumentarien begegnet wie den großen Themen aus Wirtschaft oder Weltpolitik. Was auf den ersten Blick als locker gereihte Beliebigkeit erscheint, lässt mit Fortdauer der Lektüre einige Gravitationspunkte erkennen, um die sich viele der Sequenzen drehen: Situationen des Unrechts in Geschichte und Alltag, das Verteidigen geistiger Lebensräume zwischen den Ideologien und Moden, entlarvende Blicke auf die Verursacher bzw. Dompteure der Weltwirtschaftskrise, bissige Kommentare zum heimischen Kulturgeschehen. Bisweilen wird kräftig ausgeteilt: Indem er sie mit ihrer selbstverräterischen Sprache beim Wort nimmt, steigt Gauß dabei vielen VertreterInnen aus Politik, Kultur und Wirtschaft kräftig auf die Zehen. Moralisierende Selbstgerechtigkeit verhindert der Autor, indem er sich mitunter selbstironisch in die kritische Analyse mit einbezieht. "Das, was ich schreibe, erschafft mich, nicht umgekehrt." Dieses Zitat von Sándor Márai gilt zugleich für den sprachlichen Weltzugang von Karl-Markus Gauß. - Ein intellektuelles Vergnügen, breite Empfehlung.

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Personen: Gauß, Karl-Markus

Schlagwörter: Sterben Glück Gefängnis Korruption Grenzgänger Protest