Im Zeitalter der allgemeinen Krimitis, wo jedes zweite Buch ein Krimi ist, spricht ein detektivischer Titel "Spuren folgen" die Neugierde des Lesers an. Wo kommt man eigentlich hin, wenn man den Spuren biblischer Leitfiguren wie Moses, Elisas oder Paulus folgt? Franz Troyer verfolgt neben seinen religiösen Absichten, er ist immerhin in der Diözese Innsbruck für die Bibelpastoral zuständig, auch einen dramaturgisch-zeitgenössischen Aspekt: Wie lassen sich die Biographien und das Schicksals-Management wichtiger biblischer Figuren in einer aufgeklärten und ziemlich belesenen Gesellschaft darstellen? Zu diesem Zweck formt der Autor zu jeder Person quasi ein kleines Diskussionsstück, worin als Überschrift gleich ein Lebenskonzept angesprochen wird. In der Folge gibt es Originalstellen aus der Bibel, Erzählungen aus diversen Bibelrunden und abschließend eine meditative Überlegung, die manche auch als Gebet auffassen können. In den neunzehn Porträts gibt es Ansätze, die durchaus aus einer Fibel für Manager, einer Couching-Anleitung für Individualisten oder einer Survival-Broschüre für Angeschlagene entstammen könnten. So ist Elias etwa der Parade-Typ für das heute weit verbreitete Burnout, er ist in allen Belangen am Ende und muss sich quasi wieder neu erfinden und auf die Beine stellen. Moses hingegen muss ein Programm vorstellen, an das vorerst keiner glaubt und das man für undurchführbar hält. Jonas schließlich verinnerlicht das Prinzip der zweiten Chance, ein Konzept, das heutzutage im Zeitalter der Einweg-Strategien recht selten geworden ist. Als Leser frischt man bei dieser Gelegenheit beiläufig die noch vorhandenen Bibelreminiszenzen auf, wie etwa auch ein Opern-Fan immer wieder seine Heroen bewundert oder ein Literaturfan seine wichtigsten Helden abruft. Denn das ist das Faszinierende dieser Spuren-Suche, dass das Archaische und Urtypische unserer Bildung immer wieder neu abgefragt und downgeloadet werden muss. Franz Troyer erzählt völlig zurückgenommen von diesen Quersichten und Deutungsmöglichkeiten, seine Kompetenz resultiert dabei aus Erfahrungen aus Bibelrunden und Unterrichtsstunden. Die Raritäten dieser Darstellungsform liegen als Feinheiten oft durchaus im Detail, wenn etwa die Kids von Moses vor allem seinen Stab in Erinnerung haben und weniger seine Gesetzestafeln. Das Muster der Recherche, der beharrlichen Spurenverfolgung und der überraschenden Wendung zur Aufklärung hin funktioniert nicht nur bei Krimis, sondern auch bei den biblischen Figuren. - Eine Spurensuche, die auch hineinführt in die eigene Psyche des Lesers. Helmuth Schönauer
Personen: Troyer, Franz
Standort: Bibl.u. Mediens
220.7 Troy
Troyer, Franz:
Ihren Spuren folgen : die Botschaft biblischer Gestalten für Menschen von heute / Franz Troyer. - Innsbruck; Wien : Tyrolia Verlag, 2013. - 204 S.
ISBN 978-3-7022-3243-6
220.7 - BUCH