Dem Begriff "Gegenpapst" liegt die Vorstellung zugrunde, dass es eigentlich nur einen Papst geben dürfte, den in Rom residierenden Nachfolger des hl. Petrus. Die Realität sieht anders aus. Mit dem Papst rivalisierten immer wieder "Gegenpäpste" bzw. "Nebenpäpste". Christiane Laudage, eine gute Kennerin der Materie, führt deren 28 an (218), während es - nach dem "Annuario pontificio", dem offiziellen päpstlichen Jahrbuch - 39 waren! Ein erstes Mal stellt sich das Problem unter "Hippolyt von Rom", einem Schüler und Anhänger des Novatian. (Übrigens ist nach Hippolyt die Stadt St. Pölten, seine "Grablege" benannt, er ist aber auch Patron der Stadtpfarrkirche Eferding sowie der oberösterreichischen Pfarre Vichtenstein). Hat es aber diesen Hippolyt überhaupt gegeben oder ist er nicht vielmehr das Produkt der Fantasie der Gelehrten des 19. Jahrhunderts (34)? Das "Saeculum obscurum", das "dunkle" 10. Jahrhundert, die Zeit des "Investiturstreits", das "Große Abendländische Schisma" (1378-1417) und das Konzil von Basel (1431-1448) stellen die "Höhepunkte" des Kampfes um den Heiligen Stuhl dar. Ist der Autorin die am Schutzumschlag des Buches angekündigte "volkstümliche Darstellung" gelungen? Ich scheue mich, diese Frage zu bejahen, da eine solche Darstellung wegen der äußerst verworrenen Geschichtsabläufe praktisch unmöglich ist. Am Schluss des Buches werden die "Gegenpäpste" chronologisch aufgereiht. Zusätzlich hätte man sich ein alphabetisches Register mit Seitenverweisen gewünscht, um gesuchte Namen auch wirklich auffinden zu können. Bei einer Neuauflage sollten auch mehrere Druckfehler korrigiert werden.
Personen: Laudage, Christiane
Standort: Bibl.u. Mediens
270 Laud
Laudage, Christiane:
Kampf um den Stuhl Petri : die Geschichte der Gegenpäpste / Christiane Laudage. - Freiburg, Br. ; Basel ; Wien : Herder, 2012. - 259, [16] S. : Ill.
ISBN 978-3-451-30402-6
270 Kirc - BUCH