Roher, Michael
Wer fürchtet sich vorm lila Lachs? Märchen
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Marlene Zöhrer; Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?, fragte die Königin und klimperte mit ihren Wimpern. Meine liebe Frau Königin, sagte der Spiegel, das kommt wohl drauf an. Wenn es nach dem Bauern Hubert geht, dann gibt es niemand Schöneren als seine Charlotte von Lünneborg, der Froschkönig dagegen schmilzt beim Anblick der feinen Hasendame, [...] Wenn Eure Hoheit allerdings meine persönliche Meinung hören wollen, muss ich gestehen: Für mich sind eindeutig und mit Abstand Sie, liebe Frau Königin, die absolut Wunderschönste im ganzen Königreich, um nicht zu sagen: eine Wucht! Die Idee ist nicht neu: Janosch, Paul Maar, Luigi Malerba, Yvan Pommaux, Marjaleena Lembcke, Antonie Schneider, Cornelia Funke, Mario Ramos und viele mehr haben ihre Leserinnen und Leser bereits mit dem einen oder anderen intertextuellen Spiel mit Märchen, deren Figuren und Motiven unterhalten. Mit lustvollen und frechen Märchenversionen reihen sich nun Michael Roher und Elisabeth Steinkellner mit Wer fürchtet sich vorm lila Lachs in diese illustre Riege ein. Begleitet von Rohers witzig-kecken Strichzeichnungen fabulieren die beiden was das Zeug hält: Da begibt sich Elvis auf die Suche nach dem Glück, dort werden aus den sieben Geißlein sieben Greislein, die einen Altenpfleger suchen. Rotkäppchen und der böse Wolf sind urgute Freunde, bis dem Wolf eines Tages ein Stein im Magen liegt. An anderer Stelle wird ein nach seiner Weltumrundung sehr müder Riese zur Freizeitattraktion, ist Rapunzel kein Mädchen sondern ein Jüngling mit vollem Rauschebart, der sich in Hänsel verliebt, macht sich Prinz Horst mit einem ausgelatschten Gummistiefel anstelle des gläsernen Pantoffels auf Brautschau, proben die Märchenfiguren allesamt einen Aufstand. Auch wenn die Idee nicht neu ist was Steinkellner und Roher uns hier auftischen, ist schlicht und ergreifend fabelhaft. Lachmuskeln wie detektivischer Spürsinn werden aufs Feinste gekitzelt, wenn es darum geht, die offenen und verdeckten Spuren, die das Künstlerpaar legt, zu finden und zu entschlüsseln. Die Komik und der Reiz der Geschichten liegen mitunter darin, das Bekannte im Neuen zu finden, in eben jener klug gesetzten Verquickung von modernen, mitunter provokanten Elementen sowie den tradierten Märchenmotiven. Das Gefühl eines Déjà-vus stellt sich auch beim zweiten Streich des Künstlerduos ein, der in diesem Frühjahr erschienen ist. Papilios Welt erinnert in seiner beinahe utopisch-idyllischen Weltsicht und im Ablauf an Rohers Bilderbuch Zu verschenken aus dem Jahr 2011. Mit dem feinen Unterschied jedoch, dass hier am Ende die Realität Einzug hält und das Träumen von einer besseren Welt den Kindern und Lesenden überlassen bleibt. Papilio schwebt, mit Fliegerkappe auf dem Kopf, Nickelbrille auf der Nase und Schmetterlingsflügeln auf dem Rücken, durch die Straßen und ermuntert die unterschiedlichsten Persönlichkeiten ihr/ihm zu folgen: die Frau mit den schweren Einkaufstaschen, den Mann mit dem Dackel, das Mädchen mit den Sommersprossen, die Seiltänzerin, den Polizisten, den Anzugträger und die Barfußgeherin. Sie alle schließen auf Papilios Aufforderung hin die Augen und träumen sich in eine perfekte Welt. Doch während die Erwachsenen die Vorstellung als verrückt, fiktiv, anarchisch, unsicher oder überflüssig abtun und gehen, bleibt das Mädchen mit den Sommersprossen am Ende bei Papilio und lässt es auf einen Versuch ankommen. Gleiches sollten die Lesenden tun und in die von erdigen Farben geprägte, kollagierte Bilderwelt von Roher abtauchen, in der alle Zeit haben, ihre Lieblingsbeschäftigung zu genießen und frei sind, zu gehen wohin ihr Herz sie führt. FOLDER ÖKJB-Preis 2014: Aufstand der Märchenfiguren! Elisabeth Steinkellner und Michael Roher biegen nach dem "Es war einmal" hier mit Karacho ins herrlich Abstruse ab: In den 20 Geschichten finden sich der Wolf und seine sieben alten Greislein ebenso wie König Elvis oder der bärtige Rapunzel. Mit Hang zum Nonsens und viel Lust am Fabulieren wirbelt dieses illustrierte Hausbuch Erzähltraditionen originell durcheinander. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Cornelia Gstöttinger; Vergnügliche moderne Märchenvariationen für Groß und Klein. (ab 9) (JM) Mit niemandem lässt sich so schön Kuchen essen, Blumen pflücken und von der Zukunft träumen wie mit dem Wolf, da ist sich das kleine rotbemützte Mädchen sicher. Warum ein Wackerstein zur Bewährungsprobe dieser besonderen Freundschaft wird und was ihr wölfischer Freund jaulend auf Großmutters Toilette zu suchen hat, ist in der liebenswerten Rotkäppchen-Variante nachzulesen. Schräge Ideen und eine geniale Verschränkung von modernem Alltagsleben und altbekanntem Märcheninventar zeichnen diesen wunderbaren Märchenband von Michael Roher und Elisabeth Steinkellner aus, der nur so vor verrückten Einfällen sprüht. Ungeniert spielt das Autorenduo mit alten Märchentraditionen und den Erwartungen der LeserInnen, auch eine leise Kritik an überholten Rollenmustern schwingt mit: So weiß sich Rapunzel hier mit einem langen Bart zu helfen und ein kluger Küchenjunge wird König und verwöhnt die Prinzessin mit den wildesten Leckereien. Überhaupt soll so manches Mädchen königlichen Blutes ihr Prinzessinnendasein an den Nagel gehängt haben: Ein - übrigens köstlich in Comicstripes festgehaltener - Verhaltenskodex, der Prinzessinnen Hip-Hop-Kurse, Schlagzeugspielen, Prügeleien, Drachenkämpfe, rasierte Köpfe u.v.m. verbietet, soll der Auslöser gewesen sein... Dergestalt kreativ-witzig, humorvoll, mitunter auch nachdenklich geht es in den Geschichten dieses äußerst empfehlenswerten Märchenbandes zu, der mit seinem Sprachwitz, der spürbaren Fabulierlust und den stimmigen Illustrationen aus der Feder des begnadeten Michael Roher für vergnügliche Lesestunden sorgt. Auch bestens zum Vorlesen geeignet! ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/) Mit dem Untertitel Ein Märchenbuch schreiben sich die KünstlerInnen in eine zentrale Tradition der KJL ein. In der letzten der 20 Geschichten heißt es "Aufstand:" Märchenfiguren klettern aus dem Buch und werden mit "Adieu" verabschiedet. Schließlich müssen sie sich von einem frechen Lump viel gefallen lassen: Der hänselt einfach die Gretel und stiehlt den Brüdern Grimm den Stift. Mit eleganter Leichtigkeit werden Rollenzuschreibungen unterwandert oder parodistisch unterstrichen der satirische Charakter geht dabei nie auf Kosten des märchenhaften Tons. Die vielen Binnenerzählungen und Intertextualitäten (auf illustrativer Ebene) machen dieses Hausbuch zu einem mehrfachadressierten Genuss. *STUBE* Das Volksmärchen lebt von Stereotypen, vor allem, was die Figuren betrifft: Sie seien eindimensional, flach, haben keinen Charakter. Hänsel, Schneewittchen und Co haben sich in der Märchenforschung diesbezüglich allerhand anhören müssen. Schön also, dass sich Elisabeth Steinkellner und Michael Roher den Missverstandenen endlich einmal annehmen und das Korsett der Märchenkonvention deutlich lockern (oder überhaupt gleich verbrennen). "Aufstand" heißt es in der letzten der 20 Geschichten, in der die Märchenfiguren aus dem Märchenbuch klettern und vom Erzähler mit einem wohlwollenden "Adieu" verabschiedet werden. Kein Wunder, schließlich müssen sie sich am anderen Ende dieses opulenten Buches (also zu Beginn) von einem frechen Lump viel gefallen lassen: Der hänselt einfach die Gretel, klatscht den Prinzen an die Wand und stiehlt den Brüdern Grimm (Metafiktion lässt grüßen) den Stift. Versteht man das Volksmärchen als Schablone, dann wird hier ordentlich über den Rand gefahren: Der Wolf und seine 7 Greislein werden ebenso zum Kanon gezählt wie der Suppenkaspar oder King Elvis himself. Steinkellner und Roher streuen zwar ganz traditionelle Märchenmomente, spielen mit dem klassischen Erzählgestus und nutzen die formelhafte Sprache schamlos aus biegen aber nach dem "Es war einmal" scharf und mit Karacho ins herrlich Abstruse ab. Ein sehnlich erwartetes Kind? Klassisches Märchenmotiv. Dass dieses aber dann ein Junge wird und von den unzufriedenen Eltern nicht umgetauscht werden kann und so schließlich bei einer alten Frau im Schattenwald landet, eher nicht. "Das ist gemein, denkst du und ich gebe dir recht. Aber zum Glück war die Frau aus dem Schattenwald eine ganz eine liebe." Und so wächst der Bub unter dem Namen Rapunzel heran, bis er in die Pubertät kommt, laute Rockmusik hört und Poster von Balletttänzern an seine Zimmerwand klebt. Bis schließlich jemand Besonderer vor dem Turmfenster steht und (wie das nun mal so ist in der Pubertät mit den Haaren) an Rapunzels Bart hochklettert. So lebten sie glücklich mit der neuen KuschelRock-CD, Wackelpudding und Weizenbier und fuhren gerne ins Strandbad nach Kümmelbach zum Schwimmen. (Apropos Wackelpudding: In "(K)ein Märchen" trägt diesen eine Frau tagein, tagaus auf dem Kopf und "sonst passierte eigentlich gar nichts. [] Und wenn sie nicht gestorben ist, so ist sie bestimmt schon sehr alt und den Wackelpudding sollte lieber niemand mehr essen.") Es ist das unkonventionelle Glück, dass die Figuren hier finden und so reichern die beiden Autor_innen ihre Fabulierlust und ihren Hang zum Nonsens auch mit einer ordentlichen Portion Menschenliebe an. Mit eleganter Leichtigkeit werden Rollenzuschreibungen unterwandert oder parodistisch unterstrichen der satirische Charakter geht dabei allerdings nie auf Kosten des märchenhaften Tons und der fabelhaften Eignung zum vor-, gemeinsam-, oder selber Lesen. Dass Roher und Steinkellner einen ordentlichen Spaß beim Schreiben gehabt haben müssen, ist augenscheinlich dass sich dieser aber so auf die Lesenden überträgt, keine Selbstverständlichkeit. Die Geschichten wachsen einem außerordentlich ans Herz, ebenso wie die Illustrationen aus Tusche von Michael Roher. Ob als Vignetten oder großflächige Wimmelsequenzen Text und Bild fühlen sich an wie aus einem Guss, ganz egal, wer von den beiden für die einzelnen Märchen verantwortlich zeichnet. Die vielen kleinen Verweise, Binnenerzählungen und Intertextualitäten machen dieses Hausbuch zu einem mehrfachadressierten Lesegenuss. "Ein Märchenbuch von Elisabeth Steinkellner und Michael Roher" heißt es im Untertitel. Damit schreiben sich die beiden ganz bewusst in eine zentrale Tradition der KJL ein und bereichern diese ungemein. Dementsprechend sei auch dem Verlag Luftschacht zu danken, der den überbordenden Ideenreichtum so schön gewandet hat: eine genussvolle Haptik, ein purpurner Vorsatz. Ein Königsmantel quasi. Fehlt nur noch Hermelin und Edelstein selbst das hätte dieses Buch verdient. Kröte des Monats *STUBE* Christina Ulm


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Roher, Michael Steinkellner, Elisabeth

Roher, Michael:
Wer fürchtet sich vorm lila Lachs? : Märchen / Michael Roher ; Elisabeth Steinkellner. - Wien : Luftschacht-Verl., 2013. - 165 S. : Ill.
ISBN 978-3-902844-21-7

Zugangsnummer: 5218
Jugend 10-14 - Signatur: JE.2 Rohe - Buch