Genaue Beobachtungen über das komplexe Zusammenleben der Bienen. (DR) Schon als Kind lernte Georg Rendl (1903-1972) von seinem Vater die Imkerei. Später betreute er 160 Bienenvölker. Dabei waren die Bienen für ihn nicht bloß eine in Krisenzeiten wichtige Einnahmequelle. Man könnte Rendl als poetischen Verhaltensforscher bezeichnen. Was er durch jahrelange geduldige Beobachtungen an Erkenntnissen gewann, ist in dieses 1931 erstmals erschienene Buch eingegangen. Die Komplexität des Insektenstaats mit Arbeitsteilung und ausgefeiltem Kommunikationssystem erstaunt wie ehedem. Erstaunlich ist aber auch die sprachliche Form, die Rendl für seinen Gegenstand gefunden hat. Behutsam und präzise beschreibt er das Leben eines Bienenvolkes. Doch wie bei Tiergeschichten fast unvermeidlich, drängt sich neben der biologischen eine zweite, metaphorische Bedeutungsebene auf. Zwar warnt der Herausgeber H. Holl zu Recht davor, das Bienenbuch als Staatsroman zu lesen. Dennoch ist nicht stillschweigend hinzunehmen, was dieses Werk an Ideologie transportiert und was in den präfaschistischen frühen dreißiger Jahren gewiß auch als Abbild der Menschenwelt verstanden wurde, zumal biologistisches Denken damals gang und gäbe war. Ob vom Autor beabsichtigt oder nicht, wächst auch den zoologischen Fakten eine problematische zweite Bedeutung zu. Da ist die Rede von unermüdlicher Arbeit zum Besten des Volkes, von der Verteidigung des Stockes gegen räuberische Eindringlinge, vom Töten der Drohnen als unnützer Esser, vom "Mutterdrang" der um die Vermehrung ihres Volks besorgten Bienenkönigin und von der im Plan der Natur vorgesehenen Vernichtung lebensunwerten Lebens: "Das Schwache soll verderben, nur das Lebensstarke die harte Zeit überdauern". Der Winter hat dann "Das Land von allem, was des Lebens nicht wert gewesen war, gesäubert". - Zu empfehlen für wache Leser/innen, die über solche Stellen nicht kritiklos hinwegsehen.
Personen: Rendl, Georg Holl, Hildemar
Leseror. Aufstellung: Öffentliche Bücherei
DR.B
REND
Rendl, Georg:
¬Der¬ Bienenroman / Georg Rendl. Hrsg. von Hildemar Holl. - Salzburg : O. Müller, 1996. - 181 Seiten
ISBN 3-7013-0932-9 Festeinband : € 18,00
DR.B - Buch: Dichtung