Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Ingrid Kainzner; Geschichte eines kleinen Mädchens, das in einer ihm fremden westeuropäischen Stadt zu überleben versucht. (DR) Ein kleines Mädchen wird von einem "Onkel" auf einen Marktplatz in irgendeiner westeuropäischen Stadt gestellt und angewiesen, bei einem der Händler Unterschlupf und Verköstigung zu suchen, was ihr auch gelingt. Die Nächte verbringt sie beim Onkel und seinen Freunden in einem Kleinbus. Eines Tages sind er und seine Freunde verschwunden und die Kleine irrt hungernd und frierend umher. Schließlich wird sie aufgegriffen und kommt in ein Kinderheim. Dort lernt sie zwei ältere Burschen kennen, von denen einer ihre Sprache spricht. Zu dritt reißen sie aus, brechen in ein Haus ein und verschaffen sich, was sie zum Leben brauchen. Als sie erwischt werden, bleibt die schwer fiebernde Yiza zurück und wird von der Hausbesitzerin gesund gepflegt. Obwohl diese Frau das kleine Mädchen gerne bei sich behalten würde, ist Yiza nach ihrer Genesung sofort bereit, mit einem der wieder aufgetauchten Burschen fortzugehen. Köhlmeier erzählt die Geschichte knapp und schnörkellos und verzichtet auf jeglichen Kommentar oder Parteinahme. So gelingt es ihm, die überwältigende Atmosphäre von Fremdheit, die das Kind umgibt, spürbar zu machen. Diese Fremdheit verhindert wohl auch, dass die Kleine die von den Erwachsenen gemachten Angebote, sie aufzunehmen und zu beschützen, annehmen kann. Das Buch erscheint vielleicht in einem allzu passenden Moment, was man dem Autor nicht vorwerfen kann, er hat es geraume Zeit vor dem Anwachsen des Flüchtlingsstroms geschrieben. Dennoch wirkt dieser Umstand etwas irritierend und man hat das Gefühl, sich schuldig fühlen zu sollen. "Das Mädchen mit dem Fingerhut" ist jedoch zweifellos empfehlenswert und eignet sich aufgrund seiner Aktualität (und auch wegen seiner Kürze) als Buch für Lesekreise. ---- Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/320.asp) Autor: Markus Fritz; Ein kleines Mädchen mitten in einer Stadt in Westeuropa. Es spricht nicht die Sprache des Landes. Ein Mann, er wird vom Mädchen Onkel genannt, bringt das Kind jeden Morgen in die Markthalle: dort ist es warm und es bekommt zu essen. Am Abend holt er das Kind wieder ab. Eines Abends kommt der Mann aber nicht und das Mädchen irrt allein durch die Stadt. Es wird von der Polizei aufgegriffen und wird in ein Heim gebracht. Dort trifft es auf einen älteren Jungen, der ihre Sprache spricht. Der Junge beschützt sie und schenkt ihr einen Fingerhut. In der Nacht machen sie sich zu dritt auf den Weg, das Mädchen, der Junge und ein kleiner Junge. Ihr Ziel ist ein Haus im Wald. Doch wieder werden sie von der Polizei aufgegriffen und in ein Heim gebracht. Eine engagierte Erzieherin nimmt sich des Mädchens an. Sie kümmert sich sehr um das Kind und es wird schnell zu ihrem Lieblingskind. Die Fürsorge kippt in Besitzdenken um. Und es kommt zu einer Katastrophe. Ein äußerst verstörendes Buch, das beim Leser einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ein dünnes Buch, in dem vieles nur angedeutet wird. Die Geschichte wird aus der (eingeschränkten) Perspektive des Mädchens erzählt. Auch dies trägt zur Verstörung bei. Das Buch lässt viele Lesarten zu: man kann es als Parabel über Gut und Böse oder als Kommentar zur aktuellen Flüchtlingskrise lesen.
Rezension
Personen: Köhlmeier, Michael
Köhlmeier, Michael:
¬Das¬ Mädchen mit dem Fingerhut : Roman / Michael Köhlmeier. - München : Carl Hanser, 2016. - 139 S.
ISBN 978-3-446-25055-0
Belletristik allgemein - Signatur: D0 Köh - Buch