Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Anita Ruckerbauer; Eher düsterer Psychothriller für Jugendliche. (ab 12) (JE) Während der Winterferien lernen sich in einem tief verschneiten (!) britischen Dorf drei sehr unterschiedliche Teenager kennen: Emily, einzige Tochter eines ebenso gut situierten wie gleichgültigen Elternpaars, Simon, jüngstes Kind aus einer sozialen Unterschichtsfamilie (der älteste Bruder sitzt im Knast), und Marcus, dessen Mutter vor knapp einem Jahr starb und der seither allein mit seinem Vater in einem Nachbarort lebt. Besonders Marcus zieht es immer wieder zu der halb verfallenen Burg, die allerdings in Privatbesitz und deshalb nicht öffentlich zugänglich ist - außer im Sommer gegen Eintrittsgeld. Bald schon wird es für die drei zur fixen Idee, in der Burg zu übernachten. Trotz der winterlichen Temperaturen setzen sie diesen Plan in die Tat um. Marcus kehrt allein in die Burg zurück - offensichtlich vom Vater grün und blau geschlagen. Die beiden anderen eilen ihm zu Hilfe und beginnen sich gegen das heranrückende Großaufgebot von Polizei, Sozialarbeiterin und Marcus' Vater zu verschanzen. Es wäre höchst unfair, "Die Eisfestung" mit dem etwa zeitgleich entstandenen ersten Band der Bartimäus-Trilogie zu vergleichen, denn die beiden Geschichten sind völlig anders konzipiert. Wer an Bartimäus vor allem den hintergründigen Humor schätzt, wird von dieser Geschichte eher enttäuscht sein, denn die drei Jugendlichen haben hier nichts zu lachen. Obwohl der undurchschaubare Marcus die Geschichte eigentlich ins Rollen bringt, ist die wirkliche Heldin Emily, die einerseits ihren Freunden vertrauen will, andererseits aber immer wieder Zweifel an Marcus' Geschichten hegt. Nicht nur dieser ist am Ende in Gefahr, den Bezug zur Realität zu verlieren - für alle drei werden die Menschen draußen plötzlich zu Feinden, die die Burg belagern, die es mit allen Mitteln zu verteidigen gilt. Aus dem anfangs harmlosen Spiel wird letztlich bitterer Ernst. Allerdings ist die Geschichte nicht immer bis ins letzte Detail schlüssig - dieser Winter mit Eis- und Schneestürmen dürfte wohl eher nach Thule passen als nach Großbritannien; als Symbol für die Seelenlandschaft der Jugendlichen ist er zu klischeehaft. Kein absolutes Muss, aber durchaus lesenswert für Jonathan-Stroud-Fans.
Rezension
Personen: Stroud, Jonathan Ott, Bernadette
Stroud, Jonathan:
¬Die¬ Eisfestung / Jonathan Stroud. Aus dem Engl. von Bernadette Ott. - München : cbj, 2007. - 281 S.
ISBN 978-3-570-13268-5
Bücher f. Jugendliche u. Erwachsene - Signatur: DRP Str - Buch