Haid, Hans
Mythos und Kult in den Alpen Ältestes, Altes und Aktuelles über Kultstätten und Bergheiligtümer im Alpenraum
Buch

Bildband mit persönlich gefärbten Überlegungen und teilweise unbewiesenen Theorien über Kult, Kultstätten, Heiligtümer, Mythen und religiöses Brauchtum im Alpenraum. (EH) Der bekannte, streitbare Volkskundler Hans Haid stellt in einem sehr persönlich gefärbten Bildband seine Überlegungen und Theorien über Kult, Kultstätten, Heiligtümer, Mythen und religiöses Brauchtum im Alpenraum dar. Von ältesten Steinkulten, Felszeichnungen, Schalensteinen u.ä. beginnend schildert Haid die Umgestaltung und Verchristlichung so manchen heidnisch-kultischen Brauchtums. Besonders herausgestellt werden Zusammenhänge zwischen dem frühen Salzbergbau und kultischen Äußerungen von der Frühgeschichte bis in die beginnende Neuzeit. Er versucht die historischen Hintergründe von alpinen Sagenmotiven zu durchleuchten, ortet neu entstandene kultische Ausdrucksformen von modernen Umweltschützern und Künstlern, setzt sich kritisch mit Weissagungen und dem "Geschäft mit der Angst" auseinander und bringt in einem letzten Kapitel, das aus eigenem Erleben und Augenzeugenberichten besonders eindrucksvoll gerät, seine Sicht zum Thema "Ötzi - der Mann aus dem Eis". In seinem Nachwort bekennt der Autor, dass "die Auswahl willkürlich" und "keineswegs objektiv" getroffen wurde und er "kein vollwertiges wissenschaftliches Werk" geschrieben habe. Aus seiner Heimat, dem Ötztal, und aus dem daran anschließenden Südtirol stammen die meisten Beispiele und Belege, während andere Regionen nur gestreift werden. Subjektiv gefärbt ist aber auch die Reihung seiner Darstellung - manches kommt in verschiedenen Kapiteln mehrfach, immer wieder vor - Haid wählt eher eine mosaikartige, denn eine stringent-logische Darstellungsform. Und subjektiv - sicher nicht unumstritten - sind auch manche seiner Theorien, die für einen Laien schwer nachprüfbar sind: Waren wirklich nicht Illyrer und Kelten, wie wir es bisher gelernt haben, die Träger der Hallstattkultur und die ersten Salzbergleute, sondern Veneter - laut Haid ein slawisches Volk, das schon lange vor Christi Geburt bei uns eingewandert ist, den gesamten mitteleuropäischen Raum von der Ostsee bis zur Adria besiedelt hat und das vielleicht mit den geheimnisumwitterten "Rätern" gleichzusetzen ist? Durch Sagen über die "Venedigermandln" meint Haid, diese Theorie beweisen zu können. Nicht unbedingt in allem kann man auch seinen "Verchristlichungstheorien" folgen (z. B. die "drei heiligen Madeln" als Transformierung dreier weiblicher heidnischer Gottheiten. Auch seine "Wallfahrtstheorien" werden nicht überall Zustimmung finden - klingt doch vielfach durch, dass solche religiösen Äußerungen nur aus Angst vor Naturgewalten und um diese zu bannen unternommen werden. Ob alle Volkskundler die "Fortschreibung" moderner Protestaktionen von Umweltschützern und "Land-Art" moderner Künstler als logische Weiterführung alter kultischer Bräuche einschätzen? Als "Heimatdichter, Bergbauer, Initiator und Motor in Kulturinitiativen und neuen Kulturprojekten" zieht Haid kämpferisch gegen Alpenverschandelung und überzogenen Tourismus, aber auch gegen Vermarktung von Brauchtum ins Feld, wobei er manchmal vielleicht auch übers Ziel hinausschießt. Aber - wie er selbst im Nachwort sagt: Er hat sich weit vorgewagt und mutige (auch unbewiesene) Interpretationen in den Raum gestellt. Das macht das Buch zu einem interessanten Kompendium, das allerdings aufgeschlossene und kritische Leser voraussetzt. *bn* Johann Lenzenweger


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Haid, Hans

Schlagwörter: Christianisierung Mythen

Haid, Hans:
Mythos und Kult in den Alpen : Ältestes, Altes und Aktuelles über Kultstätten und Bergheiligtümer im Alpenraum / Hans Haid. - Rosenheim : rosenheimer, 2002. - 256 S. : Ill. (teils
ISBN 978-3-475-53132-3

Zugangsnummer: 12083
Sonst. religiöse Phänomene, Esoterik - Signatur: PR.O Hai - Buch