Quelle: Pool Feuilleton; In einem flachen Krimi vom flachen Land sind die Leichen zufällige Kompositionen, die in der Landschaft ausgestreut sind. In einer Gegend ohne Arbeitsplätze sind dann auch die Ermittler nette Dilettanten, die neben dem Schmausen und Speisen den einen oder anderen Fall lösen. Das Duo Kneifl & Gergely bietet für Recherchen im Waldviertel-Milieu wieder das bekannte Fress-Quartett auf bestehend aus Gräfin, Kapitän, Pfarrer und Arzt. Wo andere Senioren vielleicht einmal abschalten und den Sonnenschein wirken lassen, rattert es in den Hirnen des Quartetts vor Lebenserfahrung und schlauen Kombinationen. Und es gibt im Falle der Satans Braut wieder eine Menge zu recherchieren, denn in der Einöde wirken Leichname immer irgendwie belebend. Beim Ausritt wie im Bilderbuch findet die Gräfin gleich auf der ersten Seite einen Toten, es handelt sich um eine regionale Pop-Größe. Und dieser Hey Dave, der auch als Toter noch alles im Antlitz als Show empfindet, ist an Drogen gestorben, das sieht man vom Pferd aus. Während der Tote den Behörden zugeführt, obduziert und waldviertlerisch entsorgt wird, reagiert das Volk bei der Aufbahrung bockig: "Wir beten nicht für Giftler!" (54) Da ist es nur gut, dass im Ermittlerquartett auch ein Pfarrer dabei ist, der den Frieden nach dem Tod halbwegs wieder herstellen kann. Das Ambiente des Leichenfundes fördert auch die Phantasie, alte Rituale spuken herum, keltische Bräuche werden aufgewärmt und die Mädchen wollen an manchen Tagen Sex mit dem Satan und seine Braut werden. In der Folge wird dann noch eine Friseurin aus dem Truppenübungsplatz Allentsteig an das Ufer des Stausees gespült, ihr Tod kommt beim nächsten Quartett-Fressen auf die Tagesordnung. Selbstverständlich darf auch nicht ein alter schwuler Lehrer fehlen, der sich nach seiner Enttarnung aufhängen muss. Mit der Zeit macht sich das Quartett seinen Reim auf die Zustände und erklärt so die Welt, während es die Fälle klärt. Satans Braut ist ein professioneller Provinz-Krimi, der kein Klischee des Waldviertels auslässt und eher als touristische Maßnahme zu lesen ist denn als Literatur. In einer Gegend voller Zweitwohnsitze und Sonntagsbewohner braucht es einen nicht zu wundern, wenn alles als Freizeitinszenierung daher kommt. Mord, Zukunftslosigkeit, Abwanderung, Konsum, Drogen, Druiden, Sex, alles ist nur ein Freizeitprogramm, das sich Senioren Woche für Woche hineinziehen, während sie auf den eigenen Tod warten. - Eine ziemlich vergreiste, gräfliche Idylle das alles, aber beste Karikatur. Helmuth Schönauer
Rezension
Personen: Kneifl, Edith Gergely, Stefan M.
Kneifl, Edith:
Satansbraut : ein Waldviertel-Krimi / Edith Kneifl ; Stefan M. Gergely. - 1. Aufl. - Innsbruck [u.a.] : Haymon-Verl., 2014. - 203 S.
ISBN 978-3-85218-963-5
Kriminalromane - Signatur: DK Kne - Buch