Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Christina Repolust; Wo die Erinnerungen wohnen. (BI) Der Autor, 1964 in Nottingham geboren, ist Professor für Keramik und ein Nachfahre der reichen wie einflussreichen jüdischen Familie Ephrussi: 264 Netsuke - aus Elfenbein oder Holz geschnitzte japanische Skulpturen - sind das Zentrum dieser Familiensaga von Krieg, Vertreibung und Verbrechen. Iggie, der Großonkel des Autors, ist aus Wien nach Tokio geflohen: Er zeigt seinem Neffen diesen Schatz, der dessen Gegenwart mit der Vergangenheit seiner Familie verbinden, ihn immer weiter in die Familiengeschichte locken und ziehen wird. Schon begegnen die LeserInnen Charles, dem ersten Sammler der Netsuke, im Paris des 19. Jahrhunderts. Dass die Familie Ephrussi den Rang der Familie Rothschild einnimmt, wird bald klar, auch sie schickt ihre Söhne und Töchter zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus, die europäischen Hauptstädte zu kolonisieren. Die Spannung trägt durch die Jahrhunderte, die einzelnen Stationen. "Nicht nur Dinge tragen ihre Geschichten in sich. Auch Geschichten sind eine Art Dinge." Diese Erkenntnis steht am Ende des Romans, die Netsuke liegen in der letzten Vitrine, die nicht versperrt wird, damit die Kinder sie aufmachen können, wenn sie wollen. Bewegend, aufwühlend, viel Wissen vermittelnd - so erzählt Edmund de Waal vom Leben, von seiner Familie, vom Gestern hin zum Heute. Literaturkreise finden in diesem Roman viel Gesprächsstoff, LeserInnen mit Interesse an Politik und Zeitgeschichte folgen dem Helden gerne. ---- Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/320.asp) Autor: Markus Fritz; Der junge Edmund de Waal, Professor für Keramik an der Universität Westminster, Nachkomme einer jüdischen Familie, hält sich in Japan auf und ist bei seinem Onkel Iggie zu Gast, der eine Sammlung von Netsuke, Miniatur-Schnitzereien aus Holz oder Elfenbein, besitzt. Die Sammlung gehört der jüdischen Familie Ephrussi, die aus Odessa stammt. Dort ist sie mit Getreidehandel reich geworden. Später verlagert die Familie die Geschäfte nach Wien und Paris. Wir erfahren, wie sich die zwei Familienzweige in den Großstädten niederließen. Der Autor erzählt von der Belle Epoque in Paris und vom Palais Ephrussi an der Ringstraße in Wien. Proust nimmt einen Ephrussi zum Vorbild für seine Recherche, Rilke schrieb Briefe an Anna Ephrussi. 1938 nimmt mit dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland die Blütezeit der Familie ein jähes Ende. Das Vermögen wird arisiert, die Familie verarmt und verstreut sich auf der ganzen Welt. Der Roman wird aus der Ich-Perspektive erzählt und leistet vor allem Erinnerungsarbeit. Die Suche, das Aufdecken von Verlusten, das Recherchieren stehen im Mittelpunkt. Die Dinge, vor allem die Netsuke, werden zum Symbol des Erlebten, zum Spiegel der Gefühle sowie zur Verkörperung erlebter Familiengeschichte. Ein überzeugender, gut recherchierter und detailreicher Familienroman, der nie ins Larmoyante verfällt.
Rezension
Personen: Hilzensauer, Brigitte Waal, Edmund de
Hilzensauer, Brigitte:
¬Der¬ Hase mit den Bernsteinaugen : Das verborgene Erbe der Familie Ephrussi / Edmund de Waal. Aus dem Engl. von Brigitte Hilzensauer. - Wien : Zsolnay, 2011. - 349 S. - A.d.Engl.
ISBN 978-3-552-05556-8
Romane, Krimis, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR Waa - Buch