Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Nico Kalteis; Die Schriftstellerin Siri Hustvedt lässt eine Figur in ihrem Roman Was ich liebte über Krankheiten und ihre gesellschaftliche Bedingtheit nachdenken. Waren Frauen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert häufig als hysterisch beschrieben worden, so taucht diese Krankheit im 21. Jahrhundert de facto nicht mehr auf. Junge Frauen heute haben Essstörungen und ältere Frauen und Männer leiden unter Burnout. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass Gesellschaften Krankheitsbilder provozieren und Krankheitssymptome produzieren. Trotz Hinwendung zum Tabubruch hat Burnout bis jetzt das Bilderbuch nicht erreicht. Wenn das Thema für Kinder literarisch aufgegriffen wird, muss es auch narrativ funktionieren. Leonora Leitl erzählt die Geschichte aus kindlicher Perspektive, wenngleich nicht das Kind als Erzählfigur fungiert. Lotti und ihre Mama Adele leben alleine, nur ab und zu kommt Oma Mizzi vorbei; der Vater hat sich schon lange abgesetzt. Die Mutter wird als zerrissen zwischen Arbeit, Haushalt und Kindererziehung dargestellt eines Tages beginnt sie zu brennen, brennt ab und fällt in ein schwarzes Loch. All diese Metaphern für Burnout und Depression nimmt Leitl wörtlich und das funktioniert erzählerisch ganz wunderbar. Lotti versucht ihre Mutter zu löschen, doch das ist der falsche Ansatz, aber der zur Hilfe geholte Feuerschlucker aus dem Zirkus kann das Feuer wieder entfachen und Mama aus dem Loch holen. Grau, schwarz, blau und rot sind die dominierenden Farben in Leitls Illustrationen. Sie hat gedruckt, gezeichnet und collagiert. Zwei Themen umkreisen ihre Illustrationen: einerseits setzt sie die handelnden Figuren groß in Szene und zeigt ihre Emotionen, andererseits skizziert sie die Überforderung durch unendlich viele Dinge des Alltags, die oft lawinenartig auf die Mutter zurollen. Sprache wörtlich nehmen ist ein erzählerisches Mittel, das in der Kinderliteratur immer wieder mit Erfolg angewendet wird, gepaart mit derart ausdrucksstarken Bildern kann das selbst bei dem sperrigen Grundthema wunderbar funktionieren. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Martina Adelsberger; Ausgebrannt - "Burned out". Ein sperriges Thema ansprechend und anschaulich umgesetzt. (ab 5) (JD) Adele lebt mit ihrer Mutter Lotti in einem gemütlichen kleinen Haus mit Garten. Manchmal kommt sie Oma Mizzi besuchen. Papa ist schon länger weg, mit Architektin und "Kohle". Lottis Alltag ist voll mit Arbeit, Einkaufen, Waschen, Aufräumen, Kochen, Hilfe bei Hausaufgaben... Am Ende des Tages schläft Lotti erschöpft beim Fernsehen ein. Und eines Tages verschwindet sie während eines geschäftlichen Telefonats "zu allem Überfluss auch noch in einem schwarzen Loch." Dort sitzt Lotti, grau, eingerollt, erschöpft, und sie brennt. Als alle Löschversuche und Hausmittel nicht helfen, erinnert sich Adele an den Feuerschlucker Fernando vom Zirkus, der müsse sich mit Bränden auskennen. "Wir müssen sie wieder anzünden, nicht löschen! Denn jeder Mensch trägt ein Licht in sich - wie eine Glühbirne. Auch deine Mama, Lotti. Doch sie ist ausgebrannt." Gemeinsam mit Adele, Mizzi und den anderen ZirkuskünstlerInnen gelingt das Vorhaben. Mama kann schon wieder ein bisschen lächeln. Und fortan lassen die Artisten einmal in der Woche eine Vorstellung sausen, um Mama zu helfen. Leonora Leitl ist ein Bilderbuch zu einem sperrigen Thema gelungen. Mit einer Leichtigkeit und liebevollem Humor wird die Überforderung vor allem Alleinerziehender veranschaulicht. Eine Lösung wird vorgeschlagen, die wieder Fröhlichkeit ins Leben bringen kann. Mit ihren Illustrationen hat Leonora Leitl den DIXI Kinderliteraturpreis 2013 gewonnen. Die Geschichte wurde noch etwas abgeändert, bevor sie in Buchform im Tyrolia Verlag erschien. Das Buch erhielt auch den Romulus-Candea-Preis der Kinderjury. Bemerkenswert, dass Kinder diese doch nicht einfache Geschichte auszeichnen. Ein Zeichen, dass sie sowohl inhaltlich als auch illustratorisch einen Nerv der Zeit getroffen hat. ---- Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/320.asp) Autor: Martina Koler; Groß und dunkel prangt es bereits auf dem Titelbild - das schwarze Loch. Was es damit auf sich hat und vor allem, was Mama damit zu tun hat, erfahren wir bald. Lotti wohnt alleine mit ihrer Mama in einem Haus mit Garten, von ihrem Papa gibt es nur ein Bild an der Wand, dafür aber kommt Oma Mizzi regelmäßig zu Besuch. Bereits auf der zweiten Doppelseite erkennt man, dass sich Mama Adele zwischen Arbeit, Kind und Haushalt aufreibt. Hektisch eilt sie von Aufgabe zu Aufgabe, arbeitet, kauft ein, wäscht, hilft Lotti bei den Hausaufgaben, kocht, Erschöpft schläft sie am Abend in ihrem Sessel ein. Aber schon bald kommt es zur Katastrophe: Mama Adele brennt und stürzt in ein sich im Boden auftuendes schwarzes Loch. Da sitzt sie nun zusammengekauert, rauchend, brennend, aber vor allem erschöpft. Lottis und Oma Mizzis Versuche, ihr zu helfen, scheitern kläglich, bis Lotti die rettende Idee hat. Der Feuerschlucker Fernando muss her und tatsächlich ist er es, der versteht, dass Adele ausgebrannt ist und ihr Feuer nicht gelöscht, sondern wieder angezündet werden muss. Mit tatkräftiger Unterstützung von Fernandos Zirkuskollegen schafft es Adele, ab und zu ein bisschen zu entspannen und sich wieder zu erholen. Lotti und Oma Mizzi unterstützen sie natürlich auch dabei. Und so kann letztendlich aus dem schwarzen Loch ein blühender Feuerbaum wachsen, in guter Gesellschaft mit Feuerbohne und Feuerlilie und natürlich mit der bereitstehenden Gießkanne. In zarten Farbtönen und bewegten Bildern gelingt es der Illustratorin, ein brisantes Thema aussagekräftig, ideenreich und auch für Kinder gut nachvollziehbar zu veranschaulichen. Humorvolle Details verleiten zum Schmunzeln, lassen jedoch nie das Gespür für die Ernsthaftigkeit des Themas vermissen.
Rezension
Personen: Leitl, Leonora
Leitl, Leonora:
Mama & das schwarze Loch / Leonora Leitl. - Innsbruck : Tyrolia, 2015. - [13] Bl. : überw. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-7022-3436-2 EUR 12.23
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Lei - Buch