Mayröcker, Friederike
Sinclair Sofokles der Baby-Saurier
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Ernst Seibert; Neuauflage des österreichischen Bilderbuchklassikers (ab 4) Seit nunmehr dreiunddreißig Jahren gehört das sanft freundliche Urzeitreptil mit dem geheimnisvoll stabenden Namen zum festen Figurenbestand der österreichischen Kinderliteratur. Seine Autorin und Schöpferin, zum Zeitpunkt der Neuauflage anlässlich ihres 80. Geburtstages vielfach gefeiert, hat mehreres für Kinder geschrieben, aber nichts konnte dem Vergessen-Werden so beharrlich Widerstand leisten, wie diese Kreation. Das Jahr der Ersterscheinung, 1971, fällt in die Zeit des vielzitierten Paradigmenwechsels der Kinder- und Jugendliteratur. Nach der Studenten-Revolte war die Kinderbuchszene um eine grundlegend neue Identität, einen neuen Diskurs bemüht, wurde der bislang pädagogische durch einen intellektuellen und künstlerischen Anspruch abgelöst. Friederike Mayröcker hat in Angelika Kaufmann, die heuer nach vielen Ehrungen mit dem Würdigungspreis für Kinderliteratur ausgezeichnet wird, eine Illustratorin gefunden, die, schon damals Doyenne der Kinderbuch-Bildkunst, den Text in einer eigenen kindlich-surrealen Bildsprache interpretatorisch umgesetzt und erweitert hat. Es ist müßig, darüber Betrachtungen anzustellen, in welchem Ausmaß der Text und in welchem die Illustration dieses Buches Anteil an seinem Erfolg hat; offensichtlich ist es hier zu einer Potenzierung von Text und Bild gekommen, und man kann es schlicht als modernen Klassiker bezeichnen, der eine ganze Reihe von Phänomenen bündelt. Eines der Phänomene ist der Umstand, dass es vordergründig eigentlich nicht unbedingt als Kinderbuch wahrgenommen wird, sondern als besonderes Ergebnis einer Zusammenarbeit zweier großer Persönlichkeiten, die über das Metier des Kinderbuches hinausweisen. Schon der Vorname der Titelfigur erscheint als ein solches Hinausweisen oder eben als Verweis - auf Sinclair Lewis? auf Upton Sinclair? oder gar auf Sinclair, den Freund Hölderlins? Endgültig in die große Dichtung führt der Zuname Sofokles. Dem Beginn der Handlung ist wie in einem Theaterstück eine ausführliche Präsentation der beteiligten Figuren voran gestellt, die auf der folgenden Seite nochmals bildlich wiederholt wird. Kurios an dieser Präsentation ist die Vermengung von realen Figuren mit dem weiteren Inventar, etwa einem Fernsehgerät mit Namen Fabrizius, dem Wolfshund Thekla und dem Bernhardiner Barry und einer Taschenlampe, die Zeichen spricht. Man ist an die barock-burleske Komödie "Herr Peter Squenz" des Andreas Gryphius erinnert, worin in ähnlicher Manier Tiere und Gerätschaften im Inventar als Handlungsträger aufgenommen sind. Sinclair Sofokles ermöglicht es als Projektionsfigur einen Tag lang zusammen mit Willi Einwärts die Spielregeln der Realität in Frage zu stellen. Das kurze Beisammensein von Kind und kindlichem Urzeitwesen erweist sich als eine Erweiterung des Erlebnishorizonts in eine Dimension, die dem zeitgebundenen Erwachsenen nicht zugänglich ist. Die surreale Handlung ist reich an Chiffren und ebenso die Illustration. Am Ende verabschiedet sich Sinclair Sofokles mittels der Zeichen sprechenden Taschenlampe mit einer großen liegenden Acht, dem Zeichen für unendlich, vielleicht aber auch für ein Überschreiten von Zeit, wie es nur einem Kind möglich ist, für Zeitlosigkeit, die jedenfalls dieses Kinderbuch auszeichnet. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Sabine Herbst; Ein Tag im Leben des Sinclair Sofokles. (ab 5) (JD) Willi Einwärts liebt es, im Museum für Urzeittiere zu sein. Am Tag seines achten Geburtstags darf er wieder einmal seinen Vater, den Museumsdiener, bei der Arbeit begleiten. Da passiert etwas Unerwartetes: Der gerade ins Museum "eingelieferte" Baby-Saurier wird, als ihn Willi berührt, lebendig. Sogleich machen sich die beiden aus dem Museumsstaub, fliehen auf die Straße, schließen Freundschaft, machen Rast im Park. Als schon wolkenweise Flugblätter nach Sinclair fahnden, müssen sich die beiden etwas einfallen lassen. Fabrizius, ein sprechender Fernseher, und dessen Nachthauberl-Tarnkappe helfen ihnen, sich unsichtbar zu machen. Ihr Weg führt sie hinaus aus der Stadt, hinauf auf einen Berg. Nur mehr bis Mitternacht ist der Saurier lebendig, dann wird er wieder ruhen müssen, die Urzeitgeister wollen es so. Ein Zeichen schickt er noch vom Himmel herunter, das Zeichen für Unendlichkeit. Ein außergewöhnliches Bilderbuch zweier "grandes dames" der österreichischen Literatur und Illustrationskunst. Bereits 1971 erstmals erschienen, erfährt dieses Buch nun eine Wiederbelebung, und das, wie zu wünschen ist, nicht nur bis Mitternacht. ---- Quelle: Bücherschau (Büchereiservice des ÖGB) (http://www.buecherei.at/) Autor: Erika Eyer; An seinem 8. Geburtstag lernt Willi den Baby-Saurier kennen, in der Abteilung für Urzeit-Tiere im Naturhistorischen Museum, wo Willis Vater als Museumswärter arbeitet. Begeistert berührt Willi den kleinen Saurier und erweckt ihn dadurch zum leben für einen Tag. Die beiden neuen Freunde laufen davon, in die Stadt, wo alles für Sinclair abenteuerlich, ja toll ist. Als sie durch Flugzettel polizeilich gesucht werden, borgt ihnen der Fernseher Fabrizius seine Hülle, die heute, an seinem Ruhetag, unsichtbar macht. Zwei Urzeit-Hunde bringen die Freunde auf einen Berg, wo sie Abschied nehmen müssen. Sinclair bekommt als Geschenk Willis ganz neue Taschenlampe, mit der er ein Zeichen um Mitternacht gibt: die liegende Ziffer Acht, Symbol für Unendlich. Dieses Buch haben zwei bedeutende österreichische Künstlerinnen geschaffen: Friederike Mayröcker, die Sprach-Magierin, vermag mit diesem text - wie mit ihrer Lyrik, ihrer Prosa - dem Geheimnis ganz nah zu kommen, und die wunderbare Malerin und Zeichnerin Angelika Kaufmann hat nicht einfach illustriert, sondern hat als künstlerische Partnerin das Buch noch einmal erzählt. Vor mehr als 30 Jahren ist dieses Werk erstmals erschienen und fehlte dann ziemlich lang am Buchmarkt. Wie schön, dass es nun in Österreich wieder "erweckt" wurde! Ohne Zögern stelle ich es in die Reihe der immergeliebten Bücher, die auch für Kinder geschrieben wurden. Es muss nicht unbedingt ein Kleiner Prinz sein ...


Rezension


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Personen: Kaufmann, Angelika Mayrröcker,Friederike Mayröcker, Friederike

Mayröcker, Friederike:
Sinclair Sofokles der Baby-Saurier / Friederike Mayröcker. Mit Ill. von Angelika Kaufmann. - St. Pölten : Niederösterr. Pressehaus, 2004. - 37 S. : überw. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-85326-287-0

Zugangsnummer: 264
Erzählungen und Romane - Signatur: JE May - Buch