Oft werden bei der Diagnose 'Intersex' im Säuglings- und frühen Kindesalter operative und hormonelle Eingriffe vorgenommen, um ein möglichst eindeutiges Erscheinungsbild der Genitalien zu erreichen. Von den Interessensvertretungen der Intersexe werden diese Eingriffe als gewaltsam und traumatisierend beschrieben. Neue wissenschaftliche Ergebnisse zeigen ebenfalls massive Probleme der Behandlungen auf - der Deutsche Ethikrat berücksichtigte sie nicht für seine Anfang 2012 veröffentlichte Stellungnahme zum Umgang mit Intersexualität. In diesem Band wird der aktuelle Forschungsstand vorgestellt und mit den Forderungen der Intersex-Verbände kontextualisiert. Voraus geht eine Analyse der gesellschaftlichen Umstände, die zur bisher üblichen medizinischen Praxis führten. Darin wird gezeigt dass die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern sowie die sozial strukturierte Angst vor geschlechtlicher Pluralität wichtige Ausgangspunkte dafür waren, Uneindeutigkeiten gesellschaftlich und medizinisch zu tilgen. Vor dem Hintergrund einer wachsenden gesellschaftlichen Anerkennung vielfältiger geschlechtlicher Identitäten wird herausgearbeitet, dass die Begründung der bisherigen medizinischen Behandlungspraxis - sie basierte eben darauf, Menschen Diskriminierungen und Gewalt in einer gegenüber geschlechtlicher Uneindeutigkeit intoleranten Gesellschaft ersparen zu wollen - nicht mehr gegeben ist.
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Unrast Transparent : Geschlechterdschungel 1
Personen: Voß, Heinz-Jürgen
Standort: RÜD
MS 2850 V969-b
Voß, Heinz-Jürgen [Verfasser]:
Intersexualität - Intersex : eine Intervention / Heinz-Jürgen Voß. - 1. Auflage. - Münster : Unrast, 2012. - 78 Seiten ; 180 mm x 110 mm. - (Unrast Transparent : Geschlechterdschungel; 1)
ISBN 978-3-89771-119-8 kartoniert : EUR 7,80
Spezielle Soziologien - Buch