»Unter der Rubrik VERMISCHTES stand in der Sonntagsausgabe der Kärntner "Volkszeitung" folgendes:
"In der Nacht zum Samstag verübte eine 51jährige Hausfrau aus A. (Gemeinde G.) Selbstmord durch Einnehmen einer Überdosis von Schlaftabletten."
Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist, und ich möchte mich an die Arbeit machen, bevor das Bedürfnis, über sie zu schreiben, das bei der Beerdigung so stark war, sich in die stumpfsinnige Sprachlosigkeit zurückverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem Selbstmord reagierte.«
Die Geschichte einer Frau, begabt, aber früh schon unterdrückt. Sie heiratet einen ungeliebten Mann, lebt in freudloser Ehe. Entscheidet sich für mehrere Abtreibungen. Fühlt sich schuldig. Als sie krank wird, betäubt sie ihren Schmerz und ihre Wahrnehmung mit Medikamenten. Ohne dauerhaften Erfolg. Auch eine Erholungsreise ändert daran nichts. Trotz zunehmender Todessehnsucht und Isolation nimmt sie Kontakt zu ihrem ältesten Sohn auf. 1972 beendet sie schließlich ihr "wunschloses Unglück" mit Schlaftabletten und Antidepressiva. Sieben Wochen danach verfasst Peter Handke den gleichnamigen Text über das Leben und Sterben seiner Mutter Maria.
Personen: Handke, Peter
Standort: RÜD
GN 5278 H236 (15)
Handke, Peter:
Wunschloses Unglück : Erzählung / Peter Handke. - 11. Auflage. - Berlin : Suhrkamp, 2013. - 89 Seiten. - (Suhrkamp-Taschenbuch; 3287)
ISBN 978-3-518-39787-9 kartoniert : EUR 9.00
Moderne II: 1946 - 1990 - Buch