Zwei gegenläufige Tendenzen kennzeichnen die geistige Situation der heutigen Zeit: Mit den Fortschritten etwa in Biogenetik und Hirnforschung dringt eine naturwissenschaftlich objektivierte Selbstauffassung von Personen auch in alltägliche Handlungszusammenhänge ein. Damit verbindet sich für die Philosophie die Herausforderung eines szientistischen Naturalismus. Auf der anderen Seite ist eine Revitalisierung von Glaubensüberlieferungen und die Politisierung von Glaubensgemeinschaften zu beobachten. Daraus erwächst für die Philosophie die Herausforderung einer fundamentalistischen Grundsatzkritik am nachmetaphysischen Selbstverständnis der westlichen Moderne. Jürgen Habermas lotet das Spannungsfeld zwischen Naturalismus und Religion aus. Er plädiert einerseits für ein angemessenes naturalistisches Verständnis der kulturellen Evolution, das dem normativen Charakter des menschlichen Geistes Rechnung trägt, andererseits für eine adäquate Deutung der Säkularisierungsfolgen einer kulturellen und gesellschaftlichen Rationalisierung.
Weiterführende Informationen
Personen: Habermas, Jürgen
Standort: RÜD
CI 2344 H114-b-03 (2)
Habermas, Jürgen ¬[Verfasser]:
Zwischen Naturalismus und Religion : philosophische Aufsätze / Jürgen Habermas. - 2. Auflage. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2013. - 372 Seiten. - (Suhrkamp Taschenbuch; 1918)
ISBN 978-3-518-29518-2 kartoniert : EUR 15.00
Geschichte der Philosophie außerhalb der abendländischen Tradition - Buch