Dem Elternhaus ist sie mit knapper Not entkommen, da bemerkt sie, die jüngste Tochter des Pleitebauern: Der Provinz entkommt man nicht. Also schließt sie sich einer Bande von Vandalen und Störenfrieden an, die die Provinz in die nahe Stadt tragen, den Schlachthof plündern und in Tierkadavern Drogen schmuggeln. Sie tanzen und sie wüten, sie spielen mit ihren Leben, weil sie es gewohnt sind, zu verlieren. Die Party ist erst aus, wenn die nächste beginnt, das Motto lautet »Überleben«. Bis plötzlich nicht nur die eigene Existenz auf dem Spiel steht: Sie gebiert einen Sohn, den sie liebt wie einen Erlöser, und wird in dieser Liebe zu einem Scheusal im Kampf gegen die Sterblichkeit. „Der Text schafft Zusammenhang, schafft Sicherheit, indem er gegen das Vergessen die verewigende Kraft der Schrift setzt. Dadurch bewahrt die Protagonistin die Liebe zu ihrem Kind auch über ihren Tod hinaus. Doch nicht nur diese Funktion erfüllt Adlers Formulierungskunst. Ihr wohnt auch ein emanzipatorisches Potenzial inne. Gegen die Sprachlosigkeit der ewig Zurückgebliebenen auf der einen und die "Sprachfamilie des Wütens und Scheltens" auf der anderen Seite setzt sie die Souveränität der Bildlichkeit. Ihre Heldin schreibt sich förmlich frei von all dem Ballast und all der Stumpfsinnigkeit – mit Frechheit sowie hier und da berührender Zärtlichkeit. Schneid und Gefühl finden in diesem exzellenten Roman derart zusammen, dass er jede Faser elektrisiert. Auch deshalb ist das Buch eine einzigartige Erfahrung; (ZEIT). Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2022
Weiterführende Informationen
Personen: Adler, Helena
DR.I Adler
Adler, Helena [Verfasser]:
Fretten : Roman / Helena Adler. - Salzburg : Jung und Jung, 2022. - 177 Seiten ; 19 cm x 12 cm
ISBN 978-3990272718 Gb. : EUR 22.00 (DE), circa EUR
Kindheit und Jugend im Roman - Buch