Absurder Krimi- und Spionageroman, der in die Irre führt. (DR) Ausgehend von einem Amoklauf in einer Kommune nahe dem afrikanischen Ort Targat im Jahr 1972 entwickelt Wolfgang Herrndorf einen wild-chaotischen Episodenroman, in den der Leser genauso planlos hineingeworfen wird wie der an einer Amnesie leidende Protagonist, der auf der Suche nach seiner Identität nah an der Grenze zur völligen Verzweiflung wandelt. In einem Laboratorium mitten in der Wüste wurde ihm, der nach 90-seitiger Lektüre das erste Mal (möglicherweise aber auch schon zuvor in anderer Identität) auftaucht und die weitere Handlung bestimmt, der Schädel eingeschlagen. Seine Recherchen verlaufen im Sand - wie so vieles in dieser Tour de force durch die Wüste. Auch die anderen Figuren bringen kaum Licht ins Dunkel: Ein Polizistengespann, das den Amoklauf aufzuklären versucht; ein Spion, der vergeblich auf seinen Kontaktmann wartet; eine scheinbar harmlose amerikanische Kosmetikvertreterin, die dem in dunkle Machenschaften verstrickten, an Gedächtnisverlust Leidenden zur Seite steht... In erster Linie ist es wohl Herrndorfs virtuose, sprachgewaltige Schreibe und die teils köstliche Situationskomik, die einen weiterlesen lassen. Auch bei konzentrierter Lektüre bleibt vieles vage und die Handlung läuft ins Leere. So bietet der mit dem Leipziger Buchpreis ausgezeichnete Roman eine etwas andere, absurd-abgründige Lektüreerfahrung.
Personen: Herrndorf, Wolfgang
DR.E Herrn
Herrndorf, Wolfgang:
Sand : Roman / Wolfgang Herrndorf. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2011. - 474 S.
ISBN 978-3-87134-734-4 fest geb. : ca. € 20,60
Thriller, Spannungs- und Agentenromane - Buch