Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Heidi Lexe; Annotation: Die phantastische Reise eines Mädchens, gespickt mit zahlreichen Anspielungen auf klassische Vorläufer des Genres. Rezension: Andere Mädchen wurden mit zauberhafter Farbenpracht in jenem Land empfangen, in das sie - mit Körbchen am Arm - verweht wurden. Und andere Mädchen zeigten sich bei dieser Gelegenheit weit sangesfreudiger als Anna, die einen Spiegel gedreht hat und einem Kaninchen gefolgt ist... Halt. Stopp! Körbchen und Kaninchen? Falscher Film? Mitnichten, denn Kirsten Boie scheint hier nicht nur die Geschichte einer phantastischen Reise zu erzählen, sondern dabei auch elsternhaft Versatzstücke klassischer phantastischer Literatur zusammenzutragen und mit erzählerischer Lust da und dort einfach fallen zu lassen - oder auch bewusst zu ironisieren. Anna war am Weg zum Supermarkt, als sie auf das legendäre Kaninchen traf; kurz darauf wird sie im "Land auf der anderen Seite" dazu gedrängt die Rolle des Auserwählten zu übernehmen, der die Schreckensherrschaft von Evil dem Fürchterlichen (der, dessen Namen nicht genannt wird, der "Du-weißt-schon-wer"...) beenden soll. Es entsteht ein reizvolles Hin und Her zwischen der Vorstellung dessen "Der durch den Spiegel kommt" und Anna, die ganz in ihrem kindlichen Allerweltsgehabe belassen wird. Als Absage an kindliche Allmachtsphantasien laviert sich Anna in stiller Verzweiflung durch die Aufgaben, die ihr gestellt werden. Sie besiegt ihre Angst im naiven Glauben daran, jederzeit aus der Geschichte aussteigen zu können. Doch wieder einmal ist die Geschichte unendlich und schon bald ist Anna der Rückweg in ihre Welt versperrt. Da muss erst - ausgestattet mit einem Amulett und begleitet vom Bauernsohn ohne Pferd - die gesamte Reise durch diverse magische Länder zurückgelegt und der gesamte Entwicklungsprozess durchlebt werden. Ihrem Erzählfluss verleiht Kirsten Boie eine Art retardierendes Moment: Wiederholungen zielen darauf ab, das komplexe Geschehen für jüngere LeserInnen nachvollziehbar und verständlich zu machen. Für Erwachsene gestaltet sich diese Art des Erzählens an vielen Stellen langatmig. Doch wo eine Steinige Steppe, da auch eine Kühne Kämpferin: Und so findet man sich doch stets wieder mit dem Schmunzeln im Gesicht - ob des literarischen Anspielungsreichtums und ob der wunderbaren Art des Umgangs mit der kindlichen Hauptfigur. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Christina Gastager-Repolust; Ein Mädchen verlässt die reale Welt und wird zu einer kühnen Kämpferin. (ab 10) (JE) Wer 2001 das vorliegende Buch von Kirsten Boie liest, um es zu rezensieren, kennt vermutlich die Geschichte der Gebrüder Löwenherz als auch die Abenteuer von Alice im Wunderland. Kirsten Boies Geschichten erläutern die Realität, weisen die Leser/innen auf wunde Punkte der Gesellschaft und feine Verletzungen in den Seelen der Menschen hin, sie sind glaubwürdig geschrieben. Nun schickt Boie ebenfalls ein Kaninchen aus, setzt es in das Grün zwischen Hochhäusern und lässt es auf Anna treffen, die zum Einkaufen unterwegs ist. Anna ist traurig, die beste Freundin ist gar nicht lieb zu ihr; Anna zweifelt an sich - als sie neben dem Kaninchen einen Spiegel findet, traut sie ihren Augen nicht. Kühne Kämpferin - das ist Annas neue Identität in dem Reich, in das das Kaninchen sie geführt hat: hier, im Land-auf-der-anderen-Seite ist die Kleine tapfer und mutig. Die Schauplätze sowie die Kapitel der Geschichte klingen irgendwie bekannt und wirken in ihrer Bezeichnung "nachempfunden": das Land-auf-der-anderen-Seite, der Wald ohne Wiederkehr, das Letzte Gehöft, auf dem Weg durch das Liebliche Land... Der-über-den-Wolken-wohnt führt die Regie, das Kaninchen macht Fehler, Anna bewährt sich und die Rezensentin sinniert über dieses Buch-in-der-neuen-Schreibart: es wirkt bemüht, es wirkt gekünstelt, es nagt am Boie-Bonus. Eine fantastische Geschichte um Anna, die sich als Heldin bewährt, umrahmt von Alltagsszenen aus Annas Leben - für Leser ab 10 Jahren; es reicht nicht zur Empfehlung.
Rezension
Personen: Boie, Kirsten Göbel, Dorothea
Boie, Kirsten:
¬Der¬ durch den Spiegel kommt / Kirsten Boie ; Dorothea Göbel. - Hamburg : Oetinger, 2001. - 236 S.
ISBN 978-3-7891-3145-5
Jugend Erzählungen - Signatur: JE Boi - Buch