Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Verena Gangl; Transzendentale Geschichte einer Selbstfindung. (DR) Wie immer ist es Murakamis klare Sprache und Ästhetik, die erzählerische Verdichtung und seine besondere Gabe zur Beschreibung, die den Leser auch bei diesem Roman fesselt und bis zum Ende aufmerksam hält. Und wie so oft treten Traum und Wirklichkeit in Beziehung zueinander, verschwimmen die Grenzen und Ebenen, fordert die Geschichte heraus. Tsukuru Tazaki steht im Zentrum des monumentalen Kraft-Werks des ständigen Nobelpreisanwärters Murakami. In seiner Selbstwahrnehmung langweilig, ohne besondere Talente (farblos), ohne Gefühle oder wesentliche Bedürfnisse lebt der Mittdreißiger ein unscheinbares, glattes Leben in Tokio. Jahrelang - wie viele der Murakami-Figuren - am Rande des Abgrundes, nahe dem Selbstmord, nachdem seine Jugendfreunde, in deren Namen im Gegensatz zu seinem eigenen jeweils eine Farbe vorkommt, aus nicht nachvollziehbaren Gründen vor 16 Jahren mit ihm gebrochen haben. Ein starkes Bedürfnis ist Tsukuru jedoch, wenngleich nicht immer bewusstseinsnah, geblieben: das Sehnen nach Bindung und Sexualität. Murakami versteht es gewohnt meisterhaft, dieses in Tsukurus mächtigen Träumen auftauchen zu lassen. Ermuntert durch die starke Figur der Sara, die Projektionsfläche dieses Wunsches, begibt sich der Protagonist in Anlehnung an Franz Liszts Zyklus "Années de Pèlerinage" auf Pilgerschaft: Tsukurus innere und äußere Reise zu seiner Vergangenheit, die ihn bis nach Finnland führt, zum Geheimnis um seine ehemaligen Freunde, die schlussendlich Befreiung bringen soll, ist definitiv ein "must-read"!
Rezension
Personen: Gräfe, Ursula Murakami, Haruki
Murakami, Haruki:
¬Die¬ Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki : Roman / Haruki Murakami. Ursula Gräfe. - 3. Aufl. - Köln : DuMont Buchverl., 2014. - 317 S.
ISBN 978-3-8321-9748-3
Romane, Erzählungen, Novellen (dt.) - Signatur: DR Mur - Buch