Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Christa Murer; Die 19jährige Rita fährt als Funkerin auf einem norwegischen Frachtschiff, das meist Bananen für die United Fruit Company führt. Auf ihren Fahrten sieht sie viel Not und Elend, vor allem in den lateinamerikanischen Staaten. 1964 mustert Rita in New York ab, wohnt in einem Seemannsheim in Brooklyn. Am norwegischen Nationalfeiertag lernt sie fünf junge Akkordeonspieler kennen und freundet sich mit ihnen an. Zwischen Ove und Rita bahnt sich eine berührende Beziehung an; Musik spielt eine starke Rolle, vor allem Bachs Toccata und Fuge in d-Moll. Gemeinsam mit den Freunden treffen sie sich auf dem Dach von Oves Wohnung, spielen, hören Musik und diskutieren. Rita erzählt von Norwegen und versucht, über die United Fruit Company zu erzählen. Sie stößt jedoch auf Unverständnis; ihre Freunde verstehen nicht, was es damit auf sich hat. Sie alle glauben an dem amerikanischen Traum und weigern sich, Dinge zu hören, die damit nicht übereinstimmen. Die Freunde werden für den Einsatz in Vietnam eingezogen; außer Lars, der sein Studium an der Universität aufnimmt. Sie sind begeistert, glauben an Patriotismus, Pflichtbewußtsein, Abenteuer und an ein baldiges Ende des Krieges. Aber auch in Amerika herrscht Krieg: Rassenunruhen, Malcolm X, eine Hoffnung für die Schwarzen, wird ermordet. Erst als Ove in Vietnam ist, weiß Rita, daß sie schwanger ist. Lars, der Student, kümmert sich rührend um sie, glaubt immer weniger an den amerikanischen Traum und beginnt zu verstehen, was Rita schon an Bord der Albion verstanden hat. Als die Nachricht von Oves Tod eintrifft, ist es wieder Lars, der Rita zur Seite steht. Rita aber möchte nach all diesen Ereignissen nur noch nach Hause nach Norwegen, obwohl Lars sie heiraten möchte. Als ihre Aufenthaltsbewilligung abläuft und nicht mehr verlängert wird, kauft sie für sich und ihre Tochter das Flugticket. Was dieses Buch so fazinierend, berührend, erschütternd macht, ist die Art wie die Autorin all diese politischen Ereignisse darstellt, sie eigentlich nur "anreißt" und doch ein anschauliches Zeitbild vermittelt. All dies steht im Vordergrund des Buches, weniger die Geschichte von Rita. Etwas irritierend ist, daß die Autorin oft den Ereignissen zeitmäßig vorgreift und dann wieder zur eigentlichen Handlung zurückkehrt. Die Darstellung der Charaktere der einzelnen Protagonisten, ihre Beziehung zu einander, ihre Einstellung zur politischen Lage dieser Zeit in Amerika ist äußerst realistisch erzählt. Im Nachwort heißt es: "Wir schreiben den 25.2.1995, und ich habe 30 Jahre gebraucht, um diese Geschichte zu schreiben" und weiter: Das norwegische Brooklyn gibt es nicht mehr... Das alles ist nun dreißig Jahre her und 30 Jahre könnten wirklich genug sein, für junge Menschen ist das alles Geschichte...... und alles wiederholt sich immer und immer wieder. Deshalb sind diese seltsamen Jahre vor 1968 eben doch nicht nur Geschichte. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Brunhilde Frick; Packender Antikriegsroman über die USA in den frühen Sechzigerjahren. * (DR) In einer Dachwohnung in Brooklyn treffen sich die Akkordeonkameraden, junge Amerikaner norwegischer Herkunft. Anfang 1964 ist für die Neunzehnjährigen die amerikanische Welt noch in Ordnung. Die Schiffsfunkerin Rita ist jedoch skeptisch gegenüber der moralischen und politischen Führungsrolle, die ihre Freunde den USA naiv zubilligen. Zu oft hat sie auf ihren Schiffsreisen nach Mittelamerika vom Einfluß der United Fruit Company und verhinderten Bodenreformen gehört. Ihrer Liebesbeziehung mit dem tiefreligiösen Ove macht seine Einberufung nach Vietnam ein jähes Ende. Nach und nach werden alle ihre Freunde von der Kriegsmaschinerie erfaßt. Sie desertieren, werden getötet wie Ove, verlieren den Boden unter den Füßen und den amerikanischen Traum. Auch der unbeschwerte Lars kann der häßlichen Wirklichkeit oft nur noch "Gras" entgegensetzen. Rita erträgt das Land nicht mehr und kehrt mit ihrem Kind nach Norwegen zurück. - Der autobiographisch gefärbte Text war Siegertitel eines Verlagswettbewerbs über die Haltung Jugendlicher zum Krieg. Das erklärt die etwas umständliche Einleitung, die den politischen und sozialen Rahmen absteckt. Doch spielt sich die Geschichte bald frei und an den Protagonisten wird die Erschütterung der "Nation at War" seismographisch ablesbar. Betroffen sieht der Leser die jungen Leute in den innen- und außenpolitischen Kriegszustand involviert: Vietnam, Rassenunruhen, Bespitzelung... Der Autorin Unni Nielsen ist ohne plakative Greueldarstellung ein eindringliches, authentisches Zeitbild gelungen. Für Jugendliche ab 14 Jahren. Für alle Bibliotheken empfehlenswert. ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/) Kennedy ist tot, es herrscht Kalter Krieg. Vietnam, Rassenunruhen. Eine Clique von Norwegisch-Amerikanern trifft sich auf einem Dach in Brooklyn. Ove spielt für Rita Bachs Toccata und Fuge in d-Moll. Die schwermütigen Akkorde, das ist Ove. Er wird nach Vietnam eingezogen und in die Luft gesprengt. Rita, schwanger, bleibt mit dem heiteren Lars zurück. Er spielt für sie "Close your eyes and I kiss you..." Andere aus der Clique melden sich freiwillig nach Vietnam, wollen Helden sein. Sie alle zerbrechen an der Wirklichkeit, an der Lüge des amerikanischen Traums. Die dunklen Akkorde ergreifen nun auch Lars, ohne Joint. Nielsens schwermütig-poetische Sprache spiegelt die Zeit im New York der 60er. Plakativität und Tiefgründigkeit, politische Chronik und persönliches Erleben verbinden sich zu einem literarischen Meisterwerk.
Rezension
Personen: Nielsen, Unni
Nielsen, Unni:
¬Ein¬ Dach in Brooklyn / Unni Nielsen. - Wien : Gabriel, 1998. - 142 S. - Dt. von Gabriele Haefs
ISBN 978-3-7072-6580-4
Romane, Erzählungen, Novellen (dt.) - Signatur: DR Nie - Buch