Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Jutta Kleedorfer; Rezension: Wer wünscht sich schon Ferien am Ende der Welt, noch dazu bei einer mehr oder weniger unbekannten Großmutter? Alle Befürchtungen bestätigen sich, als das Mädchen Wanda am Bahnhof von einer Frau mit einer Schubkarre abgeholt wird, die fern jeder Zivilisation zu wohnen scheint. Diese "Landwiesenfeldundwasseroma" entpuppt sich jedoch in vieler Hinsicht als ungewöhnlich: Sie raucht Zigarre, stellt jeden Tag ein Schüsselchen Milch vor die Zimmertür ihres verstorbenen Mannes, redet in sprachlichen Bildern wie ein "Chinese" und behauptet, Siegerin im Wettschwimmen gewesen zu sein, obgleich sie in ihrem altmodischen Badeanzug aussieht wie eine Libelle mit Übergewicht. Doch das Mädchen, das anfangs nur "Engelchen" genannt wird, weil sie zwar körperlich bei ihrer Oma angekommen ist, nicht aber mit ihrem Herzen, entdeckt und erfährt durch das einfache Zusammenleben vieles, das ihr bisher verborgen geblieben ist. Umgekehrt bringt Wanda ihrer Oma das Stricken bei, tröstet sie mit Schokolade und sorgt für deren Genesung nach einem verunglückten Bootsausflug. Eine Feriengeschichte voll Poesie, in der mit unglaublicher Leichtigkeit der Zauber einer glücklichen Kindheit, die allmähliche Annäherung sowie enge Verbundenheit von Großmutter und Enkelin, das Glück eines naturnahen Lebens und die Schwermut der Erinnerungen eingefangen und zum Thema werden. In ganz einfachen Sätzen, manchmal bloß in Formulierungen und Gedankensplittern in Form von einzelnen Wortgruppen oder bildhaften Vergleichen, mit viel Platz fürs eigene Nachsinnen dazwischen, entwickelt sich eine Geschichte mit archetypischen Momenten aus dem Land der Kindheit. Dazu farbkräftige Illustrationen, die die Erzählung "erden" und ein schönes Gegengewicht zum Text wie eine Ergänzung darstellen. So wird eine thematisch banale Feriengeschichte mit den üblichen stereotypen Erzählelementen zu einer feinsinnigen poetischen Beziehungsgeschichte, die für den/die Leser/in viel Frei-Raum lässt, eigene Bedürfnisse zu entdecken, Sehnsüchte aufzuspüren und neue Sichtweisen zu gewinnen. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Martina Rényi; Ein unaufgeregtes Plädoyer für das bewusste Wahrnehmen der kleinen und großen Wunder in einer entschleunigten, naturverbundenen Welt. (ab 8) (JE) Pure Langeweile befürchtet die kleine Ich-Erzählerin Wanda für die kommenden Wochen, wird sie doch von den Eltern gezwungen, vorübergehend bei der ihr fast fremden Oma am Land zu leben. Doch schon bei der Ankunft am Bahnhof wartet die erste Überraschung auf das Stadtmädchen: eine unkonventionelle alte Dame in Latzhose und mit wallender Mähne, direkt, unkompliziert und voller Energie. Und schon bald muss Wanda feststellen, dass das Landleben weit ab von Fernsehgerät, Mikrowellenkost und hohem Lärmpegel so manche Vorzüge hat und alles andere als langweilig ist. Brigitte Jünger erzählt mit Hilfe von poetischen Bildern und einer dem Geschehen in Duktus und Wortwahl angepassten Sprache von den vielen Facetten eines naturverbundenen Lebens und der zarten Annäherung zweier Generationen. Genauso bodenständig wie die Omafigur selbst sind auch die farbintensiven Illustrationen von Birgitta Heiskel. Mit kräftigem Strich und aus der Natur entnommenen Materialien wird die Geschichte von Wanda und ihrer "Landwiesenfeldundwasseroma" perfekt ergänzt. Zahlreiche florale Details machen Lust, die Natur und ihre kleinen und großen Wunder auch selbst zu entdecken. Sehr zu empfehlen für sprachlich bereits versiertere kleine LeserInnen!
Rezension
Personen: Jünger, Brigitte Heiksel, Birgitta
Jünger, Brigitte:
Ferien am Ende der Welt / Brigitte Jünger. Ill. von Birgitta Heiksel. - Wien : Jungbrunnen, 2008. - 77 S. : Ill.
ISBN 978-3-7026-5791-8
Bilderbücher - Signatur: JD Jün - Buch