Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Renata Cornjo; Humorvoll pointierte Einblicke in die jüngste tschechische Geschichte und die eigene Lebensbiografie. (GS) Nach der "Gebrauchsanweisung für Tschechien" bietet Grusa in demselben reizvollen und witzigen Ton mit einer Prise Schwejk-Humor und Selbstironie durch den Rückblick auf die eigene Geschichte den Einblick in die jüngste tschechische Geschichte in 25 Beiträgen, die zwischen 1985-2001 in Deutschland, Österreich und Tschechien entstanden sind und zum größten Teil bereits veröffentlicht wurden. Prag, das seine Schönheit den Italienern, seine Erhabenheit den Deutschen und seine geheimnisvolle Atmosphäre den Juden angeblich zu verdanken hat, verwandelt sich für Grusa im Prager Frühling ins "graue Prag", das von der Monotonie in der monomanischen Welt der Normalisierung der 70er Jahre beherrscht wird. Als Schriftsteller kann er seine geistige Freiheit nur als Bewohner eines "Wanderghettos" bewahren, doch bald wird "der komplizierte Schwätzer" ausbürgert (1981) und vorläufig zum Stumm-Sein verurteilt - in (was für eine Ironie) Deutschland, das auf Tschechisch "Stummland" heißt. Das Verstummen dauert jedoch nicht lange, die deutsche Sprache wird ihm schnell zur zweiten Heimat. Unter dem Motto "Hier stehe ich und kann auch anders" bemüht er sich nach der Wende als Politiker um die Behebung der Asymmetrie der deutsch-tschechischen Nachbarschaft, um den Abbau der Ängste und irrationaler nationaler Vorurteile auf beiden Seiten, was ihm den Vorwurf zu Hause einbrachte, er sei gar kein richtiger Tscheche mehr. Ob glücklich heimatlos oder glücklos in der Heimat - das bleibt vorläufig offen, und nicht nur für Grusa. - Allen Bibliotheken empfohlen.
Rezension
Personen: Grusa, Jirí
Grusa, Jiri:
Glücklich heimatlos : Einblicke und Rückblicke eines tschechischen Nachbarn / Jiri Grusa. - Stuttgart : Hohenheim, 2002. - 240 S.
ISBN 978-3-89850-064-7
Historische Reiseberichte - Signatur: ER Gru - Buch