Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Silke Weingartner; Ein außergewöhnliches Stück Holocaust-Literatur. (GE) 1980 reist Irene Eber nach Polen. Sie fährt nach Mielec, in eine polnische Kleinstadt, die gleichzeitig die Heimatstadt ihres Vaters ist. 1938, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland, wurde die jüdische Familie aus dem deutschen Halle vertrieben und zog zu ihren Verwandten nach Mielec. Die Fahrt wird für Irene Eber eine Reise in die Vergangenheit, die Erinnerungen an ihre Zeit in Polen als junges Mädchen auslöst. Im Alter von elf Jahren erlebt sie die Deportation der Juden aus Mielec. Die Bilder von erschöpften Menschen, die einfach am Straßenrand erschossen werden, haben sich unauslöschlich in das Gedächtnis der Autorin gebrannt. Sehr detailliert schildert sie den langen Marsch und die Fahrt in einem Viehwaggon. Als die Juden vor dem Abtransport in ein Konzentrationslager noch ins Ghetto einer polnischen Kleinstadt gebracht werden, trennt sich Irene gegen den Willen ihres Vaters von der Familie. Allein flieht das elfjährige Mädchen zurück nach Mielec zu Bekannten, die es für eineinhalb Jahre im Hühnerstall verstecken und damit ihr Leben retten. Irene Eber, die als Professorin für ostasiatische Studien an der Universität in Jerusalem tätig ist, beschreibt den Alltag einer jüdischen Familie in einer polnischen Kleinstadt vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Die Familie leidet zunehmend unter den Ausgrenzungen und Restriktionen gegen die jüdische Bevölkerung. Der Laden des Vaters wird boykottiert und die Mädchen dürfen nicht mehr in die Schule gehen. Die Gefühle und Ängste des jungen Mädchens werden den LeserInnen sehr eindrucksvoll mitgeteilt. Ebers Erinnerung endet nicht mit dem Kriegsende. Sie erzählt, wie sie sich fühlte, als der Krieg zu Ende war und sie ihre Mutter und Schwester wieder traf. Die Überlebenden hatten Schwierigkeiten, wieder in ein geordnetes Leben zurückzufinden. In eindrucksvollen Bildern schildert uns Irene Eber ihre Verzweiflung nach dem Krieg, ihren Umgang mit den Verlusten und ihre Schuldgefühle. Durch den klaren und eloquenten Stil der Autorin wird diese Autobiografie zu einem außergewöhnlichen Werk der Holocaust-Literatur. Der Leser fühlt sich in die Zeit versetzt und fühlt mit dem jungen Mädchen mit.
Rezension
Personen: Eber, Irene Böhnke, Reinhild
Eber, Irene:
Ich bin allein und bang : ein jüdisches Mädchen in Polen 1939-1945 / Irene Eber. Reinhild Böhnke. - München : C. H. Beck, 2007. - 287 S. : Ill.
ISBN 978-3-406-55652-4
Sammelbiographie - Signatur: BA Ebe - Buch