Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Daniela A. Frickel; Annotation: "Lenis Lied" hat nichts vom brausenden Wiener Walzer, sondern spielt im Nachkriegswien, das höchstens von melancholischen Jazztrompeten in eine neue Zeit geleitet wird, in die sich das junge Mädchen Leni trotz prekärer familiärer Verhältnisse dank Freundschaften und ihrer Kraft, die sie in sich entdeckt und auf Umwegen durch die Trümmerwelt einfindet. Rezension: Geh, verschwind aus meinen Augen. Du bist zu nichts zu gebrauchen. Ich hab gleich gesagt, dass du nicht hierher gehörst. Wien, Februar 1948. Eine Stadt im schwerfälligen Neubeginn. Darin begegnet uns die zehnjährige Leni, die nach einem einjährigen Aufenthalt in einem Kloster heimkehrt. Ihre Eltern haben sich in der Zwischenzeit eine Gastwirtschaft aufgebaut, besucht vom typischen Nachkriegspersonal: dem Kriegsversehrten, der seine Traurigkeit hinunterspült, der Tanzlehrerin, die schon bessere Zeiten gesehen hat, der Tante, die noch immer auf die Rückkehr ihres Geliebten hofft. Bedient werden sie von Lenis Vater, den sie erst kennengelernt hat, als er aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Fremd war er ihr, abstoßend. Die traute Zweisamkeit mit der Mutter war vorbei. Mehr noch war sie dem gebrochenen Mann ein Dorn im Auge auch deshalb das Kloster. Lenis Vorfreude auf Zuhause wird enttäuscht. Auch bei ihr hat der Krieg Spuren hinterlassen. Die Angst im Dunkeln. Die Angst vor Ratten. Ihre überlastete Mutter steht ihr kaum noch bei, auch wenn der Vater Leni ungehemmt verprügelt. Zum Glück findet sie bei Frau Albrecht eine Zuflucht, auch in Gesprächen über das Kino und die Musik, die sie fortan auf ihren Wegen durch die Ruinen Wiens leitet. Lenis Lied hat nichts vom brausenden Wiener Walzer: In 20 Kapiteln schildert Susanne Orosz die unspektakuläre, aber doch auf ihre stille Weise berührende Geschichte eines jungen Mädchens, das in sich die Kraft entdeckt, in dieser Nachkriegsgesellschaft zu überleben. Lenis Geschichte wird geschickt mit den Nachkriegsimpressionen verwoben, atmosphärisch werden Orte und Szenen des damaligen Wiens aufgenommen, untermalt vom Jazz. Zeitsprünge und Szenenwechsel unterstützen das Bild der ausgesetzt und orientierungslos wirkenden Leni, die ausreißt, als ihr eine Rückkehr ins Kloster droht, aber schließlich über einen langen und gefährlichen Umweg durch die Nachkriegsgesellschaft, um wichtige Einsichten reicher zu ihrer Familie, zu ihrem Vater zurückfindet. FOLDER ÖKJB-Preis 2014: Wien, Februar 1948: Die zehnjährige Leni kehrt von der Klosterschule heim in ein Zuhause, das sie sich ganz anders erhofft hat. Vor dem strengen, jähzornigen Vater hat sie Angst, die vormals traute Zweisamkeit mit ihrer Mutter ist empfindlich gestört. Susanne Orosz schildert unspektakulär und eindringlich die berührende Geschichte eines jungen Mädchens, das in sich die Kraft entdeckt, in schweren Zeiten ihren eigenen Weg zu gehen. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Johannes Preßl; Ein ergreifendes Buch über eine Kindheit in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. (ab 12) (JE) Man schreibt das Jahr 1948. Die Spuren des Krieges sind in Wien noch an allen Ecken zu sehen. Zwischen zerbombten Häusern und Schutthaufen arbeiten Menschen, denen die Entbehrungen ins Gesicht geschrieben sind. Die kleine Leni geht in die Klosterschule und erlebt dort eine Kindheit voller Enttäuschungen, voller Herzlosigkeit und psychischem Druck. "Wenn du nicht mit den anderen Kindern teilst, weint das Jesulein" - Sprüche wie dieser machen aus dem kleinen Mädchen ein unsicheres Wesen, das sich nichts mehr wünscht, als wieder bei Vater und Mutter zu sein. Eines Tages darf Leni nach Hause, doch da ist es plötzlich ganz anders als erwartet. Die Eltern bewirtschaften ein Gasthaus und arbeiten bis zur Erschöpfung, um zu überleben. Vor allem beim Vater hat der Krieg deutliche Spuren hinterlassen. Er ist extrem jähzornig und überhäuft die kleine Leni mit Drohungen und Verboten. Leni bemüht sich sehr, ihm alles recht zu machen, aber es ist aussichtslos. Die Gefahr, wieder in das ungeliebte Kloster zu müssen, schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Kind. Leni beschließt, ihren eigenen Weg zu gehen und sich von ihrem Herzen leiten zu lassen. Susanne Orosz hat ein Buch geschrieben, das in erster Linie für Jugendliche, aber auch für Erwachsene zu empfehlen ist. Die Geschichte ist sehr dicht erzählt, die Sprache ist klar und bildhaft und man hat das Gefühl, dass bei diesen 20 Kapiteln über Lenis Weg zu einem selbstbestimmten Wesen keine Zeile zu viel ist. Ein Buch, das man allen Bibliotheken empfehlen kann!
Rezension
Personen: Orosz, Susanne
Orosz, Susanne:
Lenis Lied / Susanne Orosz. - Wien : Jungbrunnen, 2013. - 217 S.
ISBN 978-3-7026-5855-7
Bilderbücher - Signatur: JD Oro - Buch