Haderer, Georg
Sterben und sterben lassen Kriminalroman
Buch

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Anita Ruckerbauer; Ein tödlicher Jagdunfall und ein aus der Haft entlassener Kindesmörder machen Major Schäfer zu schaffen. (DR) Er habe Thurner für ein Wildschwein gehalten, meint der unglückselige Schütze. Doch dieses Ereignis tritt bald in den Hintergrund: Vor 27 Jahren wurde Frederik Bosch wegen der Ermordung eines siebenjährigen Mädchens verurteilt. Jetzt kehrt er zu seinem Hof und damit auch an den Ort des Geschehens zurück. Die Bevölkerung von Schaching ist in heller Aufregung. Major Schäfer will mehr über die Hintergründe der Tat erfahren und bald kommen ihm erste Zweifel, ob damals wirklich der richtige Täter verurteilt wurde. Da Luis Strommer, der Dorfkaiser von Schaching, deutliches Interesse daran zeigt, dass Bosch so rasch wie möglich aus Schaching verschwindet, kann Schäfer nicht offiziell ermitteln. Aber aufhalten kann ihn das natürlich nicht. Wie immer tummeln sich jede Menge origineller und zum Teil skurriler Figuren in dem Krimi, obwohl kaum eine an den Helden Schäfer heranreicht. Eine gut konstruierte Geschichte, gewürzt mit bissigem Humor, garantiert abermals beste Leseunterhaltung. Einziger Wermutstropfen: Der Verlag hat offensichtlich auf ein gründliches Korrekturlesen verzichtet und so wird aus dem Strommer schon mal der Stromer und Sätze wie "Dann kümmerte er sich um dem Oleander und die Passionsblumen vor" sind leider kein Einzelfall. Schade, denn Haderers Krimi hätte auf jeden Fall mehr Sorgfalt verdient. Trotzdem: Unbedingt empfehlenswert. ---- Quelle: Pool Feuilleton; In den wirklich schweren Fällen des Krimi-Daseins ist das Komplizierteste und Unverständlichste der Kommissar selbst, der durch seine bloße Existenz alles düster und unausstehlich macht. Georg Haderers Major Schäfer ist so ein österreichisches Aufklärungsunding, das von Fall zu Fall unauflöslicher wird. Mittlerweile hat sich der Grantler und Bürokratie-Fachmann in das entlegene Schaching versetzen lassen, das im oberösterreichischen Niemandsland irgendwo im Norden jenseits der GPS-Peilung liegt. Als Eröffnungszug für eine Unglückssträhne wählt man in der jetzt Schäfer zugeteilten Gegend meist den letalen Jagdschuss. Schon auf der ersten Seite kommt es zu einer Verwechslung eines Einheimischen mit einem Wildschwein, das für den Zweibeiner tödlich endet. Schäfer überbringt routiniert der Witwe die Nachricht von der tödlichen Breitseite für ihren Mann und tut sich auch beim Begräbnis noch sehr berührend hervor, was aber unnötig ist. In Schaching stirbt man einfach auf der Jagd und der Unglücksschütze hängt sich nach angemessener Trauerzeit auf. In der Provinz kann man nie die Tragweite einer Amtshandlung richtig einschätzen, das Überfahren einer Stopptafel kann zu einer heftigen Ermittlung führen, der pressemäßig richtig arrangierte Sexualmord an einem Mädchen jedoch zu einer Vertuschung. Und vor allem eines muss man immer im Auge behalten: Die Provinz vergisst nie! So liegt der Hauptfall von Sterben und sterben lassen ein Vierteljahrhundert zurück. Ein siebenjähriges Mädchen ist ermordet worden und Frederik Bosch hat zu dieser Zeit gute Gene für einen Mörder, so dass er als solcher vorverurteilt und prompt verurteilt wird. Jetzt ist die Strafe abgesessen und der vermeintliche Mörder will wieder heim auf seinen Hof. Aber der Provinz-Mob vergisst nicht, und schon stehen die ersten Tafeln in den Rasen gerammt, wonach die Mördersau verschwinden soll. Besonders der Clan um einen Regionalpolitiker wird ziemlich fahrig und unruhig, und dann stellt man dem Major Schäfer die These vor, wonach der Verurteilte unschuldig gesessen sei. Mehr braucht Schäfer nicht, weiß er doch, dass in der Bürokratie eine Gedankenkette genauso logisch ins Feld "schuldig" wie "unschuldig" führen kann. Die Untersuchungsmethoden seit damals haben sich zwar verändert, die Lust, rasch irgendeinen Täter zu finden, ist freilich die gleiche geblieben. Major Schäfer stehen unangenehme Zeiten bevor, zumal er ja in seiner Eigenbrötelei mit jedem Tag unberechenbarer wird. Georg Haderers sechster Schäfer-Fall tobt sich wieder österreichisch-krumm in der Provinz aus, ein Stück angewandte Zeitgeschichte quer durch knallige Headlines. Helmuth Schönauer


Rezension


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Personen: Haderer, Georg

Haderer, Georg:
Sterben und sterben lassen : Kriminalroman / Georg Haderer. - Innsbruck : Haymon, 2014. - 365 S.
ISBN 978-3-7099-7156-7

Zugangsnummer: 1589
Romane, Erzählungen, Novellen (dt.) - Signatur: DR Had - Buch